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 Der Ökosystemansatz in der Fischerei (EAF) und seine Verknüpfung mit Ernährungssicherung im Rampenlicht

Die Schule Hann Montagne hat sich für den Welttag des Ozeans (WOD) 2021 für eine Exkursion für Schüler zwischen 11 und 12 Jahren am 9. Juni entschieden. Am Fischanlandeplatz in Hann sollten die Schüler durch Messungen mit einem Fischlineal herausfinden, ob die Mindestgrößen der Geschlechtsreife der wichtigsten kommerziellen Fischarten eingehalten werden. Diese Wahl ist inspiriert von dem von Mundus maris mit und für das FAO EAF Nansen-Programm entwickelten Lehrmaterials. An dieser Initiative hatten Schulen in Hann teilgenommen.

Die Idee für einen Bildungsausflug mit dem Fischlineal wurde von den Lehrkräften während eines Vorbereitungstreffens in der Schule am 25. Mai 2021 unter dem Vorsitz der Direktorin, Frau Sané, mit Aliou Sall ausgewählt. Der Hauptgrund hängt darin begründet, dass das Thema Ernährungssicherheit zunehmend zu einem Thema in der Gemeinschaft wird.

Herr Ndiaye, der bereits auf Initiative von Mundus maris an einem Seminar zur Fortbildung von Lehrern zum Ökosystemansatz der Fischerei teilgenommen hatte, unterstrich die Bedeutung für junge SchülerInnen, von denen die überwiegende Mehrheit aus Fischerfamilien stammt.

Im aktuellen Fischereikontext wird die Vermarktung von Jungfischen häufig auf kleinen Märkten an den Straßenecken der Gemeinde beobachtet. Somit sind Rückwirkungen auf die Zukunft der Ressourcen- und Ernährungssicherheit zu befürchten. Die Direktorin hatte bereits unterstrichen, dass die Nichteinhaltung der Mindestgröße direkte Auswirkungen auf den Preisanstieg für seltener gewordenen Fisch habe und bereits im "Warenkorb" statistisch spürbar sei.

Die Exkursion wurde mit etwa zehn Schülern durchgeführt, je zur Hälfte  Mädchen und Jungen. Für den pädagogischen Rahmen sorgten Frau Mané und Herr Ndiaye, ihre Schullehrer, sowie Aliou Sall von Mundus maris als Experte in Begleitung von Herrn Souleymane Sow, Freiwilliger von Mundus maris.

Unter Aufsicht der beiden Lehrer hatten sich die Schüler mit dem Fischlineal und jeweils mit einem Notizbuch und einem Stift ausgestattet, um im Unterricht den Lehrern und anderen Schülern Bericht zu erstatten.

Als die Schüler am Fischanlegeplatz ankamen, waren sie zunächst – ebenso wie die beiden Lehrer – von dem schmutzigen Zustand des Strandes beeindruckt. Der Strand lage voll mit Plastikmüll, der vom Meer zurückgeworfen wurde und Müll aus Haushalten an der Bucht von Hann.

So wurde direkt am Strand ein Beobachtungsprogramm improvisiert. Auf der Grundlage von Fragen und Antworten haben Herr Ndiaye und Frau Mané anderthalb Stunden lang diese Sitzung brillant animiert. Wie die während dieser Beobachtungssitzung aufgenommenen Bilder zeigen, machten sich die Schüler viele Notizen, um später in der Klasse berichten zu können.

Dank des pragmatischen Ansatzes der beiden Lehrer konnten die Schüler in dieser Lerneinheit erkennen, dass es mehrere Faktoren gibt, die zu der Verschmutzung des Ozeans und der Küstengebiete und den daraus resultierenden Auswirkungen führen. Dies war in der Tat die erste Gelegenheit, die diesen Schülern geboten wurde, um zu verstehen, dass die Verantwortlichkeiten zwischen den politischen Entscheidungsträgern auf nationaler Ebene und den für das Wohnumfeld ihrer Schule zuständigen Kommunalbehörden aufgeteilt werden müssen, dass aber auch die Anwohner selbst maßgeblich zur Verschmutzung der Bucht beitragen. So erkannten sie, dass die Meeresverschmutzung sehr negative Auswirkungen auf die öffentliche Gesundheit hat.
 
Sie konnten auch den Zusammenhang mit der Ernährungssicherheit nachvollziehen, denn wenn Fischlebensräume verschmutzt sind, gibt es weniger Fische und die Lebensbedingungen der Menschen, die vom Fischfang abhängig sind, sind durch sinkende Einkommen betroffen, zumal die Ressourcen bereits überfischt sind. Diese vielfältigen Stressquellen für die Fischressourcen und ihr Ökosystem sind überall zu spüren.
 
Am Ende dieser ersten Übung begann die Fischvermessung an den Ständen der Fischhändler, die vor Ort angetroffen wurden und zu einer ausgezeichneten Zusammenarbeit bereit waren.
 
Der Vermessung ging eine Präsentation der Exkursionsgründe von Aliou Sall für die FischhändlerInnen voraus. Er nutzte die Gelegenheit, um ihnen über den Welttag des Ozean, seine Bedeutung und das Thema der Ausgabe 2021 "Der Ozean: Leben und Lebensgrundlagen" zu erzählen. Er erklärte auch ausführlich die Bedeutung des Fischlineals und was unter der Mindestgröße der Geschlechtsreife zu verstehen ist.
 
Die FischhändlerInnen, mit denen das Exkursionsteam zusammenarbeitete, zeigten sich sehr neugierig auf das Fischlineal, das sie während der Schulexkursion gerade erst kennengelernt hatten. Sie waren umso beeindruckter – aber vor allem überrascht – zu erfahren, was die Größe der Geschlechtsreife bedeutet und vor allem, was die negativen Auswirkungen auf die Verfügbarkeit der Ressource angeht, wenn diese Mindestgrößen nicht eingehalten werden. Das hat ihr Interesse und ihre Bereitschaft zur Zusammenarbeit sicherlich gefördert und damit zum Erfolg der Exkursion beigetragen.

Die Studenten fuhren also damit fort, die verschiedenen Arten zu vermessen, die an diesem Tag auf dem Landeplatz angetroffen wurden, insbesondere Zackenbarsch, Goldbrasse und Sardinella. In Erwartung des Schülerberichts in Zusammenarbeit mit ihren Lehrern sind die wichtigsten Lehren aus diesem Ausflug, der dem Ökosystemansatz der Fischerei gewidmet ist, wie folgt:

(i) die Jungfische des Zackenbarsches stellten bei weitem die dominaten Mengen auf dem Market dar  (dies ist eine emblematische Fischart im Senegal). Die gemessenen Längen überschritten selten 25 cm während die Geschlechtsreife dieses Zackenbarsches ('thiof' in der Lokalsprache Wolof, Epinephelus aeneus) bei ca. 60 cm Gesamtlänge eintritt!

(ii) die Goldbrassen, die im Landungsbereich vermessen wurden, hatten alle eine gute Größe oberhalb der Mindestlänge. Sie waren in mauritanischen Gewässern gefischt und nur in Hann angelandet - mit Transiti durch Saint Louis im Norden Senegals.

(iii) die Sardinellen (Sardinella aurita) zeigten alle die Mindestlänge von etwa 20 bis 23 cm, aber die FischhändlerInnen beklagten, dass dieses Jahr die schlechteste Sardinellensaison seit Menschengedenken sei. Sie begründeten das damit, dass die Fangsaison zu spät begonnen hatte und bereits nach nur drei Monaten, anstatt der üblichen sieben bis acht Monate, beendet war!

Es sei auch darauf hingewiesen, dass das Lehrpersonal unter der Leitung des Direktors in der anschließenden Auswertungssitzung und im Lichte der reichhaltigen Erfahrungen aus der Exkursion die Notwendigkeit einer dauerhaften Partnerschaft mit Mundus maris zum Ausdruck brachte. Dies würde nicht nur die erreichten Ergebnisse festigen, sondern es der Schule auch ermöglichen, diese Initiative weiterzuentwickeln, da die Schüler hauptsächlich aus Fischerfamilien stammen.

Im Hinblick auf eine solche kontinuierlichere Zusammenarbeit wurden bereits einige Vorschläge skizziert. Sie werden besser strukturiert, um sie mit Mundus maris teilen zu können.

In der Zwischenzeit möchte die Schule jedoch eine Reihe von Fischlinealen für die Schüler sowie andere unterstützende Materialien erhalten, die den Lehrern helfen können, weiter am Ökosystemansatz für die Fischerei zu arbeiten.

   

Text und Photos von Aliou Sall.