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Und der Gewinner ist ....... der Mundus maris Club am CEM in Kayar, Senegal.

 

Von Abibou Diop, Leiter des CEM in Kayar

Die Realschule CEM (Collège d’enseignement moyen) in Kayar ist eine öffentliche Bildungseinrichtung, die im Jahr 2006 gegründet wurde. Sie befindet sich in der Gemeinde Kayar, einer wichtigen Stadt, die überwiegend von Fischern und Gemüsebauern bewohnt wird.

Seit ihrer Entstehung führt die Schule Lehrveranstaltungen durch, in denen durch künstlerischem Ausdruck ein Bewußtsein des Schutzes der Meere zur Förderung dauerhafter und verantwortlicher Fischerei gebildet wird. Dazu tragen in jüngerer Zeit auch Treffen mit Aliou Sall bei. Aliou Sall ist ein Sozioanthropologe, der eine solide Erfahrung darin hat, Fischer der westafrikanische Unterregion zu unterstützen und zu stärken. Die Schüler sind im Alter zwischen 11 und 18 Jahren. Wir organisieren intensive Bildung der Jugend in Bezug auf diese Themen und engagieren uns auch international. Dies schließt unsere Teilnahme an der Ausstellung in der Europäischen Schule in Brüssel und an einer weiteren im Zusammenhang mit der MARE Konferenz ‚‘People of the Sea‘ (Menschen des Meeres) in Amsterdam im Jahr 2009 ein. Klicken Sie hier für unser Profil.

Mit dem gleichen Enthusiasmus und der gleichen Energie nahm unsere Schule an den FAO-EAF Nansen Pilotaktivitäten teil, im Rahmen derer das Thema Unterrichtsmaterialien zur ökosystematischen Herangehensweise an die Fischerei getestet und in den Lehrplan eingebaut werden sollten.

Der Mundus maris-Club des CEM hat 12 Mädchen im Alter von 13-16 Jahren und 16 Jungen im Alter von 11-18 Jahren als Mitglieder. Die Betreuung wird von einem Lehrer für Lebens- und Geowissenschaften durchgeführt. Die Gruppe hat unter anderem die volle Unterstützung des Schulleiters sowie die Mitarbeit der Abteilung für Fischerei und der Marinen Schutzzone Kayar. Der Club hat sogar einige ehemalige Schüler als Mitglieder, die mittlerweile auf dem Gymnasium (Lycée) sind.

Als Reaktion auf die Aufforderung, Namen für die Mundus maris Maskottchen zu finden, leistete der Club viel Arbeit zu dem Thema Überfischung, um dann Namensvorschläge zu mache entwickeln und auf Fragen und Besorgnis darüber einzugehen, was Überfischung für die Zukunft dieser Industrie bedeutet. Der Club hat dabei die lokale Kultur und lokale Traditionen berücksichtigt und die Verwaltungs- und technischen Dienste für Fischerei und Ozeanographie, sowie die Leiter der Marinen Schutzzone Kayar und einige der Weisen unter den Fischern einbezogen.

Durch diese Analyse erwarben die Mitglieder des Clubs ein besseres Verständnis für die lokale Situation sowie dafür, welche Fischarten ausgewählt werden sollten. Sie konnten das Bewußtsein für die sozio-ökonomischen Konsequenzen der Überfischung in dem Gebiet verbessern und Vorschläge für konkrete Maßnahmen zur Bekämpfung der aus Überfischung und Verschlechterung des Ökosystems entstehenden Gefahren machen.

Daher entschieden wir uns dafür, die Maskottchen als Sardinellen (Sardinen) darzustellen, eine Art von besonderer ökonomischer und soziologischer Bedeutung. Sie ist noch in großer Menge vorhanden und sehr beliebt, besonders bei sozial benachteiligten Bevölkerungsgruppen. Dieser Fisch passt sehr gut zu der senegalesischen Art zu essen und zu kochen, besonders zu dem Nationalgericht aus Reis und Fisch.

Wir schlagen folgende Namen vor: SAMBA für den Fischjungen und KUMBA für das Fischmädchen.

Sardinella SAMBA ist der Name, der nach senegalesischer Tradition dem zweiten Kind einer Familie gegeben wird. Der Name ist angelehnt an den des Propheten des Islam, einem großen Reisenden und Wanderer zur Verbreitung der Botschaft. Samba ist auch die Bezeichnung für einen Händler, Tauschhändler oder Transporteur von Waren in Westafrika, so daß das Bild zu der wandernden Art par excellence Sardinella ausgezeichnet passt. In anderem Zusammenhang erinnert Samba auch an den weltberühmten Tanz aus Brasilien bzw. Lateinamerika.

Sardinella KUMBA ist der Name, den der Club für das Fischmädchen Maskottchen gewählt hat. Im Senegal wird ein ursprüngliches Mädchen mit all ihren Tugenden und Fehlern Kumba genannt. Sie steht Samba nahe, hat aber ihren eigenen Charakter und verkörpert seine natürliche Partnerin. Phonetisch erinnert der Name an den Tanz Rumba, eine anderer rastloser, rhythmischer Tanz, der das Bild der Sardinen und den Wirbeln vieler gleichzeitiger Bewegungen hervorruft.


Im Senegal sind Samba und Kumba ein natürliches Paar, Gefährten in verschiedenen Abenteuern. Sie verkörpern und symbolisieren den einfachen Mann, das Gewöhnliche, genau wie Sardinella soziale Trennung und Grenzen überwindet.

In unseren Geschichten und Legenden sind Samba und Kumba heimatlos, Wanderer wie der Prophet, der Reichtum und Fülle garantiert. Aber Kumba beschwört auch das Bild einer schwangeren Frau herauf, schwer und schleppend. Können wir nicht direkt die Jagd nach dieser Art sehen, die die Bestände durch Überfischung dezimiert hat?

Ökonomisch und soziologisch überspannen die beiden Sardinella-Arten, die runde und die flache Sardine viele Bereiche. Ökologisch spielen sie eine wichtige Rolle als Nahrung größerer Fleisch fressende Arten im Ökosystem. Ihre schnelle Vermehrung läßt sie schwere Befischung aushalten. Die Periode von Juni bis November ist die beste Zeit für die Sardinenfischerei im Senegal. In dieser Zeit beherbergt Kayar eine große Anzahl von Wander- und Saisonarbeitern und erlebt eine Vergrößerung der Fischereiflotte. Der Druck auf die Ressourcen ist ein bedeutender Faktor bei der Überfischung, noch verstärkt durch die Benutzung von Netzen mit zu geringer Maschenweite, die Sardinen fangen, bevor sie eine Möglichkeit hatten, sich bei einer Größe von mehr als 12 cm Gesamtlänge zu vermehren.

Eine ganze Reihe von rigoros und konsequent durchgeführten Maßnahmen kann dabei helfen, die Überfischung von Sardinella und die damit verbundene Knappheit zu verhindern. Zusätzlich zur Quotierung der durch die lokale Verwaltung erteilten Fischereilizenzen sollten alle an von außen kommende Schiffseigner erteilten Genehmigungen zurückgezogen oder nicht erneuert werden. Die lokale Fischereiindustrie hat genügend Kapazität, um den Ressourcen für den lokalen und internationalen Markt auszubeuten. An den lokalen Anlandungsstellen ergreift die örtliche Fischergemeinde kühne Maßnahmen: In Kayar, Mbour, Joal und St. Louis weigern sich Frauen, die in der Fischverarbeitung und -vermarktung tätig sind, nicht ausgewachsene Fische anzukaufen. Als vorbeugende Maßnahme verlangen sie Sardinen mit einer Mindestlänge von 15-17 cm.


Die Verminderung oder Kontrolle des Zugangs zu Ressourcen erfordert eine verbindliche Regelung der Kosten und Methoden der Fischerei, zum Beispiel durch die Erhöhung der Gebühren einer Fischereilizenz oder durch die Einhaltung einer Maschengröße von 28 mm im gedehnten Zustand bei Netzen und 50 mm bei Waden.

Sardinella vor Überfischung zu schützen und die Fülle ihres Bestands zu erhalten wird vielfältige positive Effekte haben, zuvorderst durch eine erhöhte Nahrungssicherheit, doch auch durch die Erhaltung von Arbeitsplätzen, vor allem für Frauen in der Fischverarbeitung. Die Begrenzung der Überfischung würde sich auch positiv auf die ökonomischen und finanziellen Erträge auswirken.

Zuletzt, aber nicht unwichtig, sind wir im Ausbildungssystem bereit, einen sehr nötigen Haltungswandel und eine neue Herangehensweise an die Wahrnehmung maritimer Ökonomie zu unterstützen. Die Notwendigkeit, Küstenzonen und Ozeane in einen gesunden Zustand zurückzuführen, muß anerkannt werden. Dies unterstreicht auch die Bedeutung der Anstrengungenvon Mundus maris, den ökosystematischen Ansatz für Fischerei und maritime Aktivititäten im Lehrplan zu verankern.

Klicken Sie hier, um die unglaubliche Geschichte der Sardinen Samba und Kumba zu lesen, so wie sie vom Mundus maris Club der CEM in Kayar erzählt wird. Und hier gibt's dazu die Animation von Michael Yap.

Deutsche Übersetzung: Dagmar Barthel.