Vom 28. Juni bis 2. Juli 2021 bot die MARE-Konferenz wieder eine Plattform für den Austausch aktueller Forschungsergebnisse, gemeinsames Lernen und Networking. Das Leitthema lud zu einer kritischen Reflexion darüber ein, dass „nachhaltige Entwicklung“ als Leitbegriff für politische Entscheidungsträger in letzter Zeit durch das Mantra „blaue Wirtschaft“ und „blaues Wachstum“ abgelöst wurde. Wir sagen dagegen, konzentrieren wir uns auf die Menschen – sie können die gefährlichen Richtungen korrigieren, die bestimmte Investitionen auf Kosten des Wohlergehens der Menschen und des Planeten einschlagen.
Konzepte zu blauem Wachstum machen insbesondere auf neue Nutzungen der Ozeane aufmerksam, wie erneuerbare Energien durch Wind auf See, Tiefseebergbau und Hochseefischerei, zielen aber auch darauf ab, Ökosystemleistungen mit gesellschaftlichem Wert hervorzuheben, wie Küstenschutz, CO2 Einlagerung und Biodiversität. Das Konzept zielt darauf ab, zwei scheinbar gegensätzliche Nutzungen des Ozeans in Einklang zu bringen: Ausbeutung und Naturschutz. Der Slogan scheint auch zu versprechen, dass es noch neue Horizonte wirtschaftlicher Expansion zu erobern gibt. Goldgräberstimmung?
Das Team von Mundus maris, bestehend aus Cornelia E Nauen, Stella Williams, Maria Fernanda Arraes Treffner, Kafayat Fakoya und Aliou Sall, streuerte einen Beitrag zu einer von Cornelia geleiteten Sitzung zum Thema Gender bei. Wir haben unser Gender-Panel von 2019 weiterverfolgt und die Ergebnisse mit aktuellen Erfahrungen im Rahmen der Kapazitätsverstärkung von Frauen und Männern in der handwerklichen Fischerei durch die Akademie der handwerklichen Fischerei in Yoff, Senegal, angereichert. Der Schwerpunkt liegt hier auf dem Übergang von einem abstrakten Verständnis des weithin akzeptierten Gleichheitsprinzips hin zu dessen Umsetzung in die Praxis, individuell, innerhalb der Familie, der Gemeinschaft und mehr im Allgemeinen. Die Folien mit erläuterndem Text finden Sie hier. Andere Referenten in der Sitzung berichteten über die Gender-Arbeit in einem Meerespark in Malaysia und den konzeptionellen Rahmen zur Berücksichtigung von Gender beim Schutz kulturell bedeutender Stätten. Den Abschluss bildete eine Darstellung der gemischten empirischen Erfahrungen mit der Förderung der Geschlechtergerechtigkeit auf den Galapagos-Inseln.
Passenderweise übersetzten unsere Freunde vom ZMT in Bremen den Soundtrack eines bedeutenden Interviews mit Awa Seye, eine der führenden Frauen in der handwerklichen Fischerei in Guet Ndar im Norden Senegals, ins Englische. Dieses Interview is nach wie vor so aktuell wie vor ein paar Jahren, als wir es aufgenommen haben. Das Video wurde während der gesamten Konferenz bis Ende Juli 2021 auf Abruf projiziert und ist jetzt noch hier auf dem YouTube-Kanal von Mundus maris zu sehen.
Mehrere andere interessante Sitzungen berührten Anliegen, die ganz oben auf unserer Forschungs- und Praxisagenda stehen, um von anderen Teams zu lernen und unsere Erkenntnisse in die Debatten einzubringen. Von besonderer Bedeutung für die laufenden Bemühungen zur Stärkung der Kapazitäten im Rahmen der Akademie der handwerklichen Fischerei war eine mit dem Titel "Abenteuer im internationalen und interdisziplinären Kapazitätsaufbau und in der Forschung" (Adventures in international and interdisciplinary capacity building and research) unter dem Vorsitz der Professoren Hong Ching Goh von der Universiti Malaya und Melany Austen von der University of Plymouth. Die Sitzung befasste sich mit dem Umgang mit Unterschieden zwischen Ländern, Kulturen, Prioritäten und konkreten Arbeitsbedingungen durch den Aufbau kooperativer Beziehungen zur Identifizierung von Lösungen.
Eine andere Session konzentrierte sich auf "Ocean Storytelling: Alternative Wege, das Meer zu kennen und warum diese wichtig für die Meerespolitik sind" (Ocean storytelling: Alternative ways of knowing the sea and why these are important for ocean govenance), geleitet von Taryn Pereira vom One Ocean Hub / Rhodes University, Südafrika. In der Sitzung wurde gefragt, was wir für eine inklusivere und transformativere Meerespolitik lernen könnten, wenn wir einem Chor von Stimmen zuhörten, in dem mehrere Wissensgebiete für ihre Expertise in Bezug auf den Ozean anerkannt werden.
Eine weitere Sitzung stellte die Frage "Wessen Wissen, Wessen Ozean? Dekolonisieren und Koproduzieren der Ozeanwissenschaften" (Whose Knowledge, Whose Ocean? Decolonizing and Coproducing Ocean Science). Den Vorsitz führten Dr. Annet Pauwelussen und Prof. Esther Turnhout von der Wageningen University & Research sowie Dr. Harriet Harden-Davies von der University of Wollongong.
Weitere Resourcen und Quellen
Storytelling as a political act: towards a politics of complexity and counter-hegemonic narratives
Empowering women in small-scale fisheries for sustainable food systems
Zuhören und wahrscheinlich an mehr Sitzungen teilnehmen, als es bei einem Treffen vor Ort möglich gewesen wäre, war ein sehr bereichernder Teil dieser Konferenz im virtuellen Raum. Wir hoffen trotzdem noch auf eine einfachere direkte Interaktion mit Forschern und Praktikern in der nächsten Ausgabe wieder in Amsterdam.