WIOMSA, die Western Indian Ocean Marine Science Association, hatte zu ihrem 11. Symposium vom 1. bis 5. Juli 2019 in Port Louis, Mauritius, eingeladen. Das Organisationskomitee hatte Cornelia E Nauen von Mundus maris gebeten, einen Leitvortrag zu Genderfragen zu halten, um die eigenen Bemühungen zur Sensibilisierung für das Thema zu unterstützen. Nach der Eröffnung mit Tanzprogramm folgten vier Tage mit Hauptreferaten, parallele Sessions mit mündlichen Präsentationen zu einer Vielzahl von Meeresfragen mit Schwerpunkt auf der Region sowie prallvolle Postersessions, gefolgt von einer großen Anzahl von Sonderveranstaltungen, meist in einem interaktiven Format am 5. Tag.

Das Symposium, das von der Universität von Mauritius ausgerichtet wurde, hatte eine Rekordzahl von angemeldeten Teilnehmern mit etwa 300 Wissenschaftlerinnen von insgesamt rund 650, viele junge aufstrebende Kolleginnen.

Es gab mehr Höhepunkte, als wir hier platzmäßig abdecken konnen. Wir bieten daher nur einige wenige Schlaglichter an:

Rashid Sumailas Hauptvortrag, warum afrikanische Länder sich für den Abbau schädlicher Fischereisubventionen in der Welthandelsorganisation (WTO) einsetzen sollten, führte das Publikum zunächst durch einige Schlüsselkonzepte und Zahlen. Er wiederholte die globalen Schätzungen von jährlichen Subventionen in Höhe von etwa 35 Milliarden US-Dollar, von denen die meisten schädliche sind, weil sie durch die Transfers an private Unternehmen, die Industrieschiffe betreiben, (Über)Kapazitäten noch verstärken.

Nur ein kleiner Teil, häufig in Form von Treibstoff und Netzsubventionen, fließt in die Kleinfischerei. Da die afrikanische Fischerei vorwiegend handwerklich betrieben wird oder gar nur zum Lebensunterhalt dient und die Regierungen ohnehin nur wenige öffentliche Mittel für Subventionen zur Verfügung haben, ist die afrikanische Fischerei gegenüber stark subventionierten ausländischen Fischereiflotten, die in ihren Gewässern fischen, stark benachteiligt.

In dem Wissen, dass viele Hochseeflotten ohne Subventionen tatsächlich Verluste einfahren und somit die Fischerei einstellen würden, wäre es für afrikanische Politiker sehr sinnvoll, sich bei der WTO dafür einzusetzen, schlechte Subventionen zu stoppen. Dies würde die Wiederherstellung degradierter Meeresökosysteme und die Eindämmung der Ausblutung der Kleinfischer erheblich unterstützen.

Rashids abschließende Empfehlung zur Verbesserung des Zustands der Fischerei lautete daher, die Wirtschaftlichkeit zu verbessern, indem Anreize für Überfischung beseitigt würden, wie in der Folie rechts gezeigt.

In der anschließenden Sitzung (VI) über die Kleinfischerei berichteten K. Jesse und T. McClanahan über die Ergebnisse ihrer Vergleichsstudie über öffentliche Investitionen oder Desinvestitionen in gesunde Ressourcen an sieben Standorten in Kwale und an sechs Standorten in Mombasa / Kilifi, Kenia. Die Studie umfasste Daten von 2010 bis 2014, bevor Netze in Kwale subventioniert wurden, während Bezirke im Kilifi-Standortcluster in Schutzgebiete investierten, und den Zeitraum danach von 2015 bis 2017.

Die Ergebnisse waren ziemlich klar. In Kwale befanden sich die Ressourcen und der Fang je Leistungseinheit verschiedener Fanggeräte in der zweiten Periode meist in einem schlechteren Zustand, in Kilifi in einem besseren. Das Einkommen der Fischer, die Netzsubventionen erhalten hatten, ging um 7% zurück, während das der Fischer in Kilifi in der Nähe von Schutzgebieten im Vergleich zur Vorperiode um 12% zulegte. Da in beiden Bereichen ein beträchtlicher Prozentsatz von Netzen mit sehr kleiner Maschengröße verwendet wurde, empfahlen die Autoren, diese auslaufen zu lassen und nur größere Maschengrößen zu verwenden, um die Wiederherstellung und Erhaltung der Ressourcen zu beschleunigen.

In der Zwischenzeit veranstaltete das von Veronica Bristol geleitete WIOMSA-Netzwerk für Frauen in der Meereswissenschaft (WiMS) ein Lunchtreffen, das für potenziell alle Symposiumsteilnehmer offen war, insbesondere diejenigen, die an dem von WIOMSA und Mundus maris organisieren Workshop zu Gender und Ozean nicht hatten teilnehmen können.

In der Tat überstieg das Interesse den verfügbaren Platz für alle potenziellen Teilnehmer. In kurzen Präsentationsrunden und Gruppendiskussionen stellte die WiMS-Führung die Ziele und Aktivitäten des Netzwerks vor und holte Beiträge und Kommentare von den Teilnehmern ein, worauf es ihnen ankam, um mitzumachen. Die hohen Erwartungen und Bedürfnisse an Zusammenarbeit und gegenseitige Unterstützung waren deutlich spürbar. Die Energie im Raum und die Einsatzbereitschaft glichen die beengten Verhältnisse mehr als aus.

Der Gender-Leitvortrag am letzten Tag vor einem nach wie vor gut besetzten Plenum bot Gelegenheit, den Teilnehmern zu zeigen, dass die Berücksichtigung dieser sozioökonomischen und kulturellen Dimension für ein erfolgreiches Fischereimanagement ebenso wichtig ist wie die Ergebnisse der biologischen und ökologischen Forschung.

Cornelia erinnerte das Publikum zunächst daran, dass es nach wie vor eine Herausforderung war, die relevanten Fragen zu stellen und zu wissen, wie man die Antworten extrahiert. Zum Beispiel basieren die nationalen Statistiksysteme z.T. auf Wertvorstellungen, impliziten Annahmen und Konzepten, die zu irreführenden Daten oder zu Datenlücken führen könnten. Ein typischer Fall ist die Tatsache, dass automatisch angenommen wird, dass der Haushaltsvorstand ein Mann ist. Aufgrund des demografischen und sozialen Wandels in verschiedenen Ländern oder Regionen zeigen  unvoreingenommene Beobachtungen das Gegenteil. Die unterentwickelten geschlechtsspezifischen Statistiken in der Fischerei sind ein weiteres Beispiel dafür, wie die Beantwortung einiger dieser Fragen erschwert wird oder die Fragen selbst kaum gestellt werden können.

Eine Meta-Analyse vieler Fallstudien, die sie 2004 zusammen mit anderen zur Problematik der Frauen in der Fischerei und Aquakultur veröffentlicht hatte, ergab ein Muster von unsichtbaren, nicht anerkannten und unter- oder unbezahlten Tätigkeiten von Frauen in Ländern mit verschiedenen sozioökonomischen Bedingungen. 15 Jahre später hat das Bewusstsein zugenommen, was an einer Verdreifachung der Forschungsarbeiten seit der Verabschiedung der Nachhaltigkeitsziele (SDGs) im Jahr 2015 im Vergleich zu den fünf Jahrzehnten von 1950 bis 2000 zu erkennen ist. Aber die Anzahl der Studien ist sehr klein im Vergleich zu denen von ressourcenbezogenen in den gleichen Zeiträumen. SDG 5 erkannte die Gleichstellung der Geschlechter als eine der Grundvoraussetzungen für das Erreichen vieler anderer Ziele bis 2030 an.

Frauen sind in Zeiten des Ressourcenverfalls häufig überproportional in ihrem sozialen Status und ihren Einkommensmöglichkeiten betroffen. Cornelia schlug daher neue Wege für kollektives Lernen und Praktiziren vor, um die früher 'vergessenen' Fragen zu stellen und alle Beteiligten in den Dialog über Themen einzubeziehen, die für eine bessere Zukunft von Bedeutung sind. Als Beispiel führte sie die ersten ermutigenden Erfahrungen in der Pilotphase der Akademie der Kleinfischerei im Senegal an. Die Akademie wird im Rahmen einer Zusammenarbeit entwickelt, die auf die Umsetzung der vom FAO-Fischereiausschuss gebilligten SSF-Richtlinien zielt. Diese waren ja 2015 in die SDG 14 aufgenommen worden.

Cornelia beendete ihren Vortrag mit einigen Schlussfolgerungen und Vorschlägen für politische Entscheidungsträger, aber auch für Forscher. Sie signalisierte das Interesse von Mundus maris, mit weiteren Partnern zusammenzuarbeiten, um über eine breitere internationale Plattform etwas zu bewirken. Die Folien sind hier zugänglich.

Die Sondersitzungen boten während des Symposiums eine letzte Runde von Möglichkeiten, sich eingehender mit der Verbesserung des Meeresmanagements und der Erhöhung des Nutzens der Forschung für Politik und Praxis zu befassen. Die beste künstlerische Zusammenfassung solcher Gedanken wurde von Mahamoodally Mushulrah angefertigt und gewann den ersten Preis beim Jugendwettbewerb zum Weltozeanstag auf Mauritius.

Hier erhalten Sie alle nützlichen Informationen zum gesamten 11. WIOMSA-Symposium auf Mauritius.

Mundus maris dankt WIOMSA für die Gelegenheit einer sehr produktiven Zusammenarbeit im und um das Symposium, insbesondere Julius Francis, dem Exekutivsekretär, Jacqueline Uku, der Präsidentin, und dem gesamten Vorstand und Sekretariat.

 

All photos by CE Nauen.