Alle Anzeichen deuten in Richtung Handeln - die Richtlinien für die handwerkliche Fischerei (SSF) wurden 2014 vom FAO-Fischereiausschuss verabschiedet und 2015 in die Ziele für nachhaltige Entwicklung aufgenommen. Das große Forschungsnetzwerk "Too Big To Ignore" viele Bücher und Forschungsergebnisse zur Ermittlung von Hindernissen und Umsetzungsmöglichkeiten produziert und eine regionale Beratung im Juli dieses Jahres erarbeitete konkrete Empfehlungen, wie diese in Westafrika umgesetzt werden können. Unsere frühere Arbeit für die FAO über Unterrichtshilfen zum Ökosystemansatz in der Fischerei und spätere Feldforschung unterstrich die Forderung der Kleinfischer (Männer und Frauen), besseren Zugang zu Forschungsergebnissen zu erhalten, für ihr empirisches Wissen anerkannt zu werden und an aktionsorientierten Forschungsanalysen und Innovationen direkt beteiligt zu werden. Der logische nächste Schritt bestand also darin, sich mit gleichgesinnten Organisationen zusammenzuschließen und gemeinsam eine Akademie der handwerklichen Fischerei zu gründen.
Mit der aktiven Unterstützung verschiedener Berufsverbände, die Menschen entlang sämtlicher Aspekte der Wertschöpfungskette der Branche organisieren, mit akademischen Partnern und ermutigt von anderen Organisationen der Zivilgesellschaft, lud das Organisationskomitee ein breites Spektrum von Interessenvertretern der Branche zur Eröffnungssitzung der Akademie ein. Am 14. November 2018 fand die Auftaktveranstaltung im regionalen Westafrika-Büro der Agence Universitaire de la Francophonie (AUF) auf dem Campus der Cheikh Anta Diop-Universität in Dakar statt.
62 Teilnehmer aus ganz Senegal beteiligten sich an den eintägigen Beratungen. Den Begrüßungsworten des Gastgebers, der Mitglieder des Organisationskomitees und Vertretern der Berufsverbände folgend, stellten sich jeder Einzelne vor und sagte deutliche seinen Namen, Beruf und den Ort, von wo aus er/sie ihre Hauptaktivitäten ausübten. So zeigten sie die Vielfalt im Raum.
Der erste Teil des Programms war ganz darauf abgestellt, dass die Menschen im Saal ein gemeinsames Verständnis für die Probleme der heutigen Kleinfischerei im Senegal hatten. Die Vorführung des preisgekrönten Dokumentarfilms "Poisson d'or, Poisson africain" von Thomas Grand und Moussa Diop über die Bedingungen im regionalen Hub in Kafountine, Casamance, hat dafür die Grundlage gelegt.
Das Update des Films mit Sequenzen aus dem Jahr 2018, ein Jahr nach Abschluss der Hauptfeldarbeit, zeigte die desolate Lage, die durch die zwangsweise Vertreibung tausender FischverarbeiterInnen entstanden war, um Platz für zwei chinesische Fischmehlfabriken zu schaffen. Das Update zeigte somit, wie die schlimmsten Befürchtungen der in der Hauptdokumentation befragten Personen in Erfüllung gegangen waren
Der rege Austausch der Eindrücke im Anschluss an die Vorführung zeigte, inwieweit die Filmemacher die Erlebnisse der Mehrheit des Publikums lebensgetreu eingefangen hatten.
Der nächste Schritt bestand darin sicherzustellen, dass alle bezüglich der Richtlinien für die Kleinfischerei (SSF) auf demselben Informationsstand waren. Ursprünglich wollte Fatou Sock, Beamtin im Dakar-Büro der FAO und eng mit der regionalen Konsultation involviert, erklären, wie die Richtlinien am besten umgesetzt werden sollen. So sollten die Teilnehmer über die Ergebnisse informiert werden.
Da sie nicht rechtzeitig teilnehmen konnte, fassten die senegalesischen Teilnehmer des Regionaltreffens den Hintergrund und die Ergebnisse zusammen, um sicherzustellen, dass alle im Publikum die wichtigsten Empfehlungen kannten.
Währenddessen hatte die Chefmoderatorin Maria Fernanda Arraes Treffner den Fluss der Präsentationen und Diskussionen anhand von Zeichnungen an den Wänden visuell dokumentiert, um sicherzustellen, dass sich jeder im Publikum mit dem Programm und den Ergebnissen aller diskutierten Punkte zurechtfinden konnte.
Dann war es Zeit für ein gutes Beispiel aus Senegal, um die Machbarkeit der Richtlinien zu unterstreichen und zum Nachdenken über die Verstärkung solcher Erfahrungen anzuregen. Abdoulaye Ndiaye, nationaler Koordinator der lokalen Beiräte für die handwerkliche Fischerei, berichtete über die erfolgreiche Entwicklung und Umsetzung eines Bewirtschaftungsplans für das Meeresschutzgebiet (MPA) in Ngaparou, dem Ort, für den er verantwortlich ist.
Er bestand darauf, dass ein derartiger Managementplan, der unter starker lokaler Beteiligung entwickelt wurde, der Schlüssel für die Erzielung der positiven Auswirkungen der Schutzzone ist. Durch die Stärkung der Zusammenarbeit und des gegenseitigen Vertrauens, die sich in diesem Prozess entwickelten, konnte die Gemeinschaft ihre Restaurierungsbemühungen weiter ausbauen. Sie brachte u.a. künstliche Riffe aus, um den Lebensraum für wertvolle Arten zu diversifizieren. Er erklärte auch, wie wichtig es ist, Überwachung und Kontrollen zu organisieren, um die Durchsetzung der Vorschriften zu gewährleisten.
Nach all diesen Inputs verlagerte sich der Fokus des Austausches auf die Akademie der handwerklichen Fischerei, ihre Rolle, Ziele und Funktionsweise.
Das Kernkonzept umfasst die Akademie als Plattform für freien und respektvollen Austausch, gemeinsames Lernen und gemeinsame Produktion von Wissen, das von einer Vielzahl von Menschen und Organisationen geteilt wird, die die dringend benötigte sozialen und technologischen Innovationen für eine prosperierende und nachhaltige handwerkliche Fischerei fördern möchten.
Mit partizipativen Arbeitsmethoden und visueller Dokumentation führten die Fischer, FischverarbeiterInnen und VermarkterInnen, die mit der Konfliktlösung beauftragten Ältesten, die jungen Fischer, die Wissenschaftler, die Verwaltungsvertreter und Vertreter von öffentlichen und zivilgesellschaftlichen Organisationen intensive Gespräche. In drei Runden besprachen sie die folgenden Fragen:
1. Was brauche ich, um meine eigenen Praxis zu verbessern und nachhaltiger zu machen?
2. Was würde ich gerne von der Akademie bekommen? Und welche Prioritäten sehe ich bei den Themen?
3. Was kann ich der Akademie anbieten? Was kann ich schon jetzt tun?
In jeder Runde von etwa 30 Minuten besprachen die vier Personen an jedem Tisch eine dieser Fragen. Sie bemühten sich, aufmerksam zuzuhören, um gegenseitiges Verständnis zu gewährleisten und Gemeinsamkeiten zu erkennen. Gegen Ende der Gesprächszeit verteilte das Hosting-Team farbige Karten, um die wichtigsten Ideen und Ergebnisse zu sammeln, die dann an die Wand geheftet wurden. Die Teilnehmer wurden außerdem aufgefordert, die großen Blätter auf jedem Tisch und die Filzstifte zu verwenden, um sich Notizen zu machen und zusätzliche Details der Konversation aufzuschreiben, die möglicherweise nicht auf die Karten passen.
Für jede neue Gesprächsrunde wurden drei der vier Personen am Tisch eingeladen, sich einen neuen Tisch zu suchen, um sich auch mit anderen Personen austauschen zu können. Eine Person blieb am Tisch, um der Gastgeber zu sein. Die Aufgabe des Gastgebers bestand darin, eine gewisse Kontinuität von einer Gesprächsrunde zur nächsten sicherzustellen.
Am Ende der drei Runden lasen Freiwillige die wichtigsten Kommentare und Empfehlungen zu jeder der drei Fragen vor, so dass sie von allen gehört und gesehen, und im Plenum kommentiert und erforderlichenfalls weiter klargestellt werden konnten.
Es herrschte Einigkeit darüber, dass die Akademie ein Raum sein wird, in dem sich jeder frei und konstruktiv ausdrücken kann. Auf diese Weise wahrgenommen, wird die Akademie ein Ort der Reflexion, der Ausbildung, des Experimentierens und der gegenseitigen Bereicherung zwischen AkteurInnen mit unterschiedlichen Profilen sein, die stets auf die blühende und nachhaltige Zukunft der Kleinfischerei abzielen. Das geschieht durch Stärkung der lokalen Kapazitäten und durch Beiträge zur Umsetzung der SSF Richtlinien.
Die Prioritäten für die Gründungsphase der Akademie werden derzeit analysiert und bilden die Grundlage für die Entwicklung des Lehrplans und des Arbeitsplans der Akademie, die von einem Ausschuss mit mehreren Interessengruppen vorangetrieben wird. Sie werden im Newsletter über die Eröffnungssitzung veröffentlicht.
Teilnehmer posieren für das Gruppenphoto.
Text von Cornelia E. Nauen mit Unterstützung durch Aliou Sall, Photos von Thomas Grand und Aliou Sall.