Angesichts der großen Bedeutung der handwerklichen Fischerei in Westafrika war die von 23. bis 25. Juli 2018 in Dakar einberufene FAO - CECAF-Konsultation (Fischereiausschuss für den Ostatlantik) eine besonders wichtige und zeitnahe Veranstaltung. Die FAO organisierte das Treffen in Zusammenarbeit mit der Afrikanischen Union und der Wirtschaftsgemeinschaft westafrikanischer Staaten (ECOWAS), zu dem eine Vielzahl von Fachleuten und Interessengruppen eingeladen wurde, darunter Mundus maris, vertreten durch Dr. Aliou Sall.
Diese regionale Konsultation konzentrierte sich auf die Umsetzung der freiwilligen Leitlinien zur Gewährleistung einer nachhaltigen Kleinfischerei im Kontext der Ernährungssicherheit und der Beseitigung der Armut (SSF-Leitlinien), die im Juni 2014 auf der 31. Tagung des Fischereiausschusses der FAO (COFI) angenommen worden waren. Die SSF-Leitlinien stehen im Einklang mit der umfassenden Strategie der Afrikanischen Union für afrikanische Fischerei und Aquakultur (PF & RS) und sind weltweit das erste internationale Instrument speziell für die handwerkliche Fischerei. Sie bieten einen umfassenden Rahmen für Staaten und andere Interessengruppen den Kleinfischereisektor für seinem tatsächlichen Beitrag zu den globalen und nationalen Anstrengungen zur Ernährungssicherheit und zum Lebensunterhalt zu unterstützen.
Die wichtigsten Ziele waren, dass die Teilnehmer am Ende der Konsultation
- ein besseres Verständnis des Statusses und der Bedeutung der handwerklichen Fischerei in der Region hätten und die relevanten Politikvorgaben verstünden, insbesondere die SSF Leitlinien, das PF&RS Programm der Afrikanischen Union und das ECOWAS FIRST Programm;
- Prioritäten und Aktionen identifiziert hätten, inklusive potentieller Mittel und Modalitäten zur Umsetzung, damit sie in den Regionalen Aktionsplan für nachhaltige Kleinfischerei im Rahmen der regonalen Politikvorgaben und der SSF Leitlinien aufgenommen werden könnten;
- Schlussfolgerungen und Erfahrungen aus vergangenen und laufenden Initiativen zum Management und der Entwicklung der Kleinfischerei untereinander ausgetauscht hätten, und
- Empfehlungen an die CECAF Arbeitsgruppe zur Kleinfischerei und an die Arbeitsgruppe handwerkliche Fischerei des afrikanischen Fischerei-Reformmechanismusses (AFRM SSF WG) weitergegeben würden.
Das hört sich vielleicht großspurig an; aber es ist zweifellos wichtig, sich auf die existierenden politischen und institutionellen Vorgaben zu beziehen, um ein besseres Gleichgewicht zum Nutzen der handwerklichen Fischerei in nationalen und regionalen Politikfeldern zu erreichen, die in der Regel auf industrielle Fischerein ausgelegt sind. Diese industriellen Fischereien, vor allem von internationalen Flotten, sind leider zu oft in illegale Praktiken verwickelt, die der Klenfischerei und den Millionen Menschen, die von ihr abhãngen, den Boden unter den Füßen wegziehen.
Die Arbeit fand in Form von abwechselnden Plenarsitzungen und drei Arbeitsgruppen statt, die sich schrittweise mit folgenden Aspekten befassten: 1. Sitzung: Einigung über Prioritäten - 2. Sitzung: Austausch bewährter Praktiken - 3. Sitzung: Bereitstellung von Elementen für die nationale und regionale Umsetzungsplanung. Die Tagesordnung ist hier.
Die Arbeitsgruppen befassten sich mit folgenden Aspekten:
Gruppe 1: Governance für den Resourcenzugang im Bereich Kleinfischerei und für Ressourcenmanagement (Kapitel 5 der SSF-Richtlinien)
Gruppe 2: Soziale Entwicklung, Beschäftigung, menschenwürdige Arbeit und Gleichstellung der Geschlechter (Kapitel 6 + 8 der SSF-Leitlinien)
Gruppe 3: Wertschöpfungsketten, Nacherntebereich (Handhabung, Verarbeitung etc.) und Handel (Kapitel 7 der SSF-Leitlinien)
Das dichte und gut strukturierte Programm ermöglichte auch Zeit für thematische, nationale und regionale Erfahrungen und politische Präsentationen, um ein möglichst vollständiges Bild über die handwerkliche Fischerei zu erreichen, sowie die bereits ergriffenen Maßnahmen und die zu realisierenden Maßnahmen zu vermitteln, die jetzt Priorität haben. Die Analyse der Arbeitsgruppen wird wie folgt zusammengefasst:
Gruppe 1: Governance
- Es ist notwendig, die Zusammenarbeit zwischen Staaten und Fischergemeinden zu stärken
- Fischer und Fischergemeinschaften sind oft nicht an der Sammlung und Nutzung von Daten beteiligt.
- Für Kleinfischereien relevante Zugangsvorschriften fehlen oft oder werden nicht angewendet.
- Entwicklungsprojekte, die den handwerklichen Fischereisektor betreffen, werden oft ohne Beteiligung der Fischer und ihrer Gemeinschaften entwickelt.
- Es besteht ein Missverhältnis zwischen der vorhandenen Fangkapazität und der Produktivität der für die handwerkliche Fischerei verfügbaren Fischereiressourcen.
Grupep 2: Soziale Entwicklung
- Aufgrund der Tourismusentwicklung, der Öl- / Gasförderung, der Meeresschutzgebiete (MPA) und der Industriefischerei kommt es in der Region zu einem Wettbewerb um Flächen, die von handwerklichen Fischereien genutzt werden.
- Die Resilienz gegenüber den Auswirkungen des Klimawandels, die sich auf den Lebensunterhalt der kleinen Fischereien auswirken, muss gewährleistet werden.
- Besserer Zugang zu alternativen Lebensgrundlagen, sozialen Einrichtungen und verbesserten Landeplätzen sollte geboten werden.
- Der Zugang zu Informationen für handwerkliche Fischereien, z.B. in Bezug auf Fragen der Sicherheit auf See, Handelsregeln usw ist wichtig, um sie für Regulatorien, Regeln und Rechte zu sensibilisieren und eine grundlegende Voraussetzung für die Unterstützung einer nachhaltigen Kleinfischerei.
- Der Zugang zu Finanzdienstleistungen, Ersparnissen und Sozialschutz, insbesondere für Frauen und Jugendliche, ist derzeit oft noch eine Herausforderung
Grupep 3: Wertschöpfungsketten
- Im Nacherntebereich müssen Investitionen in geeignete Infrastrukturen und Technologien getätigt werden.
- Die Akteure der Wertschöpfungskette müssen gestärkt und ihre Kapazitäten ausgebaut werden, um eine stärkere Beteiligung an Entscheidungsprozessen sowie am Management der oben genannten Infrastruktur und Einrichtungen zu ermöglichen.
- Verluste und Abfälle nach der Ernte müssen reduziert werden, und es müssen Anstrengungen unternommen werden, um den Mehrwert zu steigern.
- Nachernteakteure, insbesondere benachteiligte und marginalisierte Gruppen sowie Frauen und Jugendliche, sind selten Teil von Entscheidungsprozessen in der Fischerei.
Klimawandel und Katastrophenrisiken (Kapitel 9 der SSF-Richtlinien) wurden während der Diskussionen als Querschnittsthemen betrachtet. Prioritäten für die nächsten Schritte wurden den Workshop-Teilnehmern selbst, Regierungen, regionalen Organisationen und anderen empfohlen. Klicken Sie hier, um die Ergebnisse der Konsultation im Detail zu lesen.
Alle Photos sind von der FAO.