Senegal, April 2013. Durch eine Reise von der Hauptstadt Dakar über Kayar nach Saint Louis im Norden bekommt ein Besucher einen Eindruck von den Anforderungen an Raum und Ressourcen an der Küste und die Schwierigkeiten bei der Aufnahme mehr und mehr Menschen. Google-Earth-Bilder helfen einige Fotos über konkrete Situationen in einen größeren Zusammenhang zu stellen.
Dakar entgeht nicht den oft chaotischen Urbanisierungstrends großer Küstenstädte anderswo. Das Anwachsen der Bevölkerung ist das Ergebnis lokaler Demographie und der Anziehungskraft Dakars auf Menschen, die Schwierigkeiten haben, in ländlichen Gebieten über die Runden zu kommen. So beträgt die Bevölkerung von Dakar im Jahre 2005 nach der letzten offiziellen Schätzung etwas mehr als 1 Million Einwohner. Diese Zahl ist wahrscheinlich heute längst übertroffen. Schon damals wurde die Bevölkerung der Metropolregion auf der Halbinsel Kap Verde auf fast 2,5 Millionen geschätzt. Die Verwaltungsreform von 1996 hat die Metropolregion überschaubar in 19 Gemeinden gegliedert.
Vorbei sind die Zeiten, in denen die ursprünglichen Lebu-Siedlungen, wie Yoff und Hann, geographisch vom Zentrum Dakars (Plateau) getrennt waren. Inzwischen sind sie Teil einer fast ununterbrochenen Metropolregion, die Obdach, Nahrung, Wasser, Energie und Verkehr für die ständigen Bewohner, ihre Besucher sowie für die unzähligen Geschäfte und Dienstleistungen anbietet, die für eine Vielzahl von wirtschaftlichen, sozialen und Freizeit-Bedürfnisse bereitstehen.
Heute verbreiten sich Strassenmärkte rund um das Gebäude der historischen Sandaga- und Kermel Märkte auf dem Plateau der Halbinsel Kap Verde, die das historische und aktuelle politisch-administrative Zentrum ist. Handy-Anbieter befinden sich jetzt in den anliegenden Straßen und Straßenecken rund um die wachsende Stadt, eine Reaktion auf die sich ständig veränderte dynamische Nachfrage.
Es zeugt von grossen organisatorischen Fähigkeiten, Energie und Einfallsreichtum, dass die Logistik Tag für Tag funktioniert.
Nun, manchmal funktioniert sie aber auch nicht. Und die Leistungen haben ihren Preis. Das wird jeden Tag sichtbar an dem Verkehrsstau und an den weitgehend ungeklärten kommunalen und industriellen Abwässern, die ins Meer geleitet werden. Sie riechen die Luftverschmutzung. Sie sehen schmale Fußwege und Türen, und können sich die beengten Wohnverhältnisse vorstellen.
Wenn Sie die Situation vor 20 Jahren mit heute vergleichen, bemerken Sie eine enorme Zunahme von Abfall und Unrat auf den Straßen und den einst so schönen Stränden. Der Unrat kann deprimieren und dazu führen, die eigene Hemmschwelle für ein korrektes Sauberkeitsverhalten herabzuschrauben. Dies steht auch oft in Zusammenhang mit schlechter Wartung von Straßen und Gebäuden. Dieser Zustand muss nicht so sein, denn innnerhalb der Häuser ist grosse Sorgfalt zur Erhaltung der Ordnung und Sauberkeit zu sehen. Aber die öffentliche Bereiche haben einen Großteil ihrer Attraktivität verloren, da sie mit Plastiktüten und allerlei Unrat verschandelt sind.
Schwierigkeiten gibt es auch bei den öffentlichen Dienstleistungen, insbesondere die Nachfrage nach Schule und Bildung, Gesundheit, Energie und Kommunikation für eine Bevölkerung zu gewährleisten, die sich in einer relativ kurzen Zeitspanne verdoppelt hat.
Starke Verbindungen innnerhalb der Großfamilien und der Nachbarschaft bleiben eine Quelle der gegenseitigen Unterstützung.
Der Ausbau der Hafen-Aktivitäten verbunden mit eiem Wandel hin zu mehr Containerverkehr, Schiffswartung und Reparatur sowie einem Umschlagplatz für Erdöl- und evtl. Erdgas ist eine weitere wichtige Entwicklung, die nicht ohne Einfluss auf die wirtschaftliche Struktur des Landes und der Küstenbevölkerung bleibt. Wir haben nicht speziell die Erdöl-und Gaswirtschaft und ihre vielfältigen Wirkungen untersucht, aber einen Blick auf die wichtigsten Auswirkungen auf die Umwelt geworfen, die in dem IUCN Nachschlagewerk über Meeres- und Küstengebietein Nordwestafrika zusammengefasst sind. Das Handbuch enthält eine verständliche Einführung in die natürliche Struktur und Dynamik der Küste. Es zeigt das Gleichgewicht zwischen Erosion und Akkretion auf und wie diese von den Strömungen und dem Vorhandensein oder Fehlen von Flüssen beeinflusst werden, die als Material vom Land ins Meer transportieren.
Erosion wird oft verstärkt, wenn Flüsse gestaut werden, die sonst das Material vom Land ins Meer schwemmen würden, und es stattdessen im Stausee ablagern. Die Gezeiten und Strömungen können dann die Küste stärker angreifen. Ein ziemlich spektakuläres Beispiel dafür ist die Wiederfreilegung der antiken, von Menschen geschaffenen Strukturen auf dem Meeresboden im Nildelta in Ägypten nach dem Bau des Assuan-Staudamms.