Biofach zeigt, dass "Bio" aus den Kinderschuhen herausgewachsen ist und jedes Jahr zu einem größeren Business wird. Der Bundesverband Naturkost Naturwaren (BNN), ein Wirtschaftsverband überwiegend von Naturkosthändlern und anderen Naturprodukten, hatte auf der Messe natürlich einen Stand und trug aktiv zum parallel laufenden Messe- und Konferenzprogramm bei. Cornelia E Nauen von Mundus maris und Aufsichtsratsvorsitzende von Q-quatics war eingeladen, über nachhaltige Fische und Kriterien zu sprechen, die es den Einzelhändlern erleichtern würden, sich in den oft tückischen Wertschöpfungsketten zurecht zu finden, um sicherzustellen, dass nur nachhaltig produzierte Meeresfrüchte angeboten werden.
Angesichts der anhaltenden Missachtung wissenschaftlicher Empfehlungen für bis zu 50% der Bestände, für die die für Fischerei zuständigen europäischen Minister während des jährlichen Kuhhandels vor Weihnachten Quoten festsetzen, ist es für Einzelhändler oft schwierig, sicher zu sein, dass sie Fisch und Fischereierzeugnisse anbieten können, die grundlegende Nachhaltigkeitskriterien erfüllen. Zu solchen Kriterien gehören gesunde Bestände, umsichtiges Management, umweltschonende Produktionsmethoden und Einhaltung der Arbeitsnormen.
Cornelia Dressler vom BNN stellte das Thema der Veranstaltung unter dem Titel „Mit Netz und doppeltem Boden: Wildfisch im Naturkostfachhandel" vor. Sie wies auf die bereits auf europäischer Ebene entwickelten Richtlinien und von BNN weiter entwickelten Leitlinien hin und machte darauf aufmerksam, dass bisher für Fischereierzeugnisse keine Sortimentsrichtlinien existieren.
Es ist daher dringend geboten, Hilfestellung zu erhalten, wenn Einzelhändler mit einer großen Produktpalette nicht auf alle angebotenen Produkte spezialisiert sein können. Cornelia Nauen gab daher eine kurze Einführung in die Wechselwirkung zwischen der Klein- und Küstenfischerei (hauptsächlich für die Frischfischproduktion) und industriellen Fischereifahrzeugen auf großer Fahrt mit einer großen Reichweite von Einsatzmöglichkeiten. Sie unterstrich dabei wie der weltweiten Markt für Meeresfrüchte auch entfernte Produzenten in Afrika mit den Verbrauchern in Europa, Asien und Nordamerika verbindet. Die wichtigsten Vorschläge, auf die sich Einzelfachhändler stützen konnten, sind folgende:
- nur zuverlässig zertifizierte Produkte anbieten;
- ein Fischlineal verwenden, das die Mindestgrößen der wichtigsten kommerziellen Arten in der Nord- und Ostsee angibt, um sicherzustellen, dass Sie nur Fische verkaufen, die sich mindestens einmal reproduziert haben;
- wenn Arten nicht auf dem Fischlineal abgebildet sind, in FishBase nachsehen, dass der Fisch wenigstens 50% der dokumentierten Maximalgröße hat - das ist gut für den Fischbestand und die Fischer;
- beim Großhändler die Mindestauszeichnung verlangen, die der europäischen Gesetzgebung entspricht. Den Taschenratgeber zur erforderlichen Auszeichnung gibt es hier.
- wenn möglich, ist es sinnvoll, direkte Beziehungen zu Kleinfischern herzustellen, die umweltschonende Methoden benutzen. Vertrauensvolle Zusammenarbeit ist ein großes Qualitätsplus.
Die Folien sind hier abrufbar.
Dr. Bergleiter von Naturland - Verband für ökologischen Landbau e.V. vervollständigte das Szenario mit weiteren Vergleichen zwischen industrieller und handwerklicher Fischerei und führte einige interessante Beispiele an, wie Naturland dazu beigetragen hat, Kapazitäten für die Bioproduktion an verschiedenen Orten aufzubauen und die Erholung der Fischbestände zu fördern.
Anschließende Fragen und Antworten befassten sich mit den Beschränkungen des MSC-Siegels und den Herausforderungen der direkten Zusammenarbeit zwischen Kleinfischern und Einzelhändlern. Im Allgemeinen sollten die Ziele der nachhaltigen Entwicklung als Leitfaden dienen und die Fachhändler können sich mit den bereits erwähnten vereinfachten Ratschlägen orientieren.
Auf diese Weise verflog die Zeit und Cornelia Dressler mußte nach 45 Minuten die Sitzung bereits beenden. Sie schloss das Treffen mit dem Hinweis, dass der BNN allen Interessierten weiterhin Unterstützung anbietet. Mehr Infos zu BNN hier.
Insgesamt war die Messe breit gefächert und viele Hersteller von neuen Produkten suchten nach Vertriebskanälen. Die Bemühungen, Verpackungen im Allgemeinen und insbesondere Kunststoff zu reduzieren, waren an vielen Ständen deutlich sichtbar. Trotzdem wurde in einigen Fällen noch Plastikbesteck verwendet. Es gibt also Luft nach oben für weitere verbesserte und innovative Praktiken, die den ursprünglichen Vorstellungen von biologisch sicherer Produktion und Verbrauch entsprechen.