Jedes Jahr trifft sich das internationale Konsortium, das FishBase und andere globale Informationssysteme betreibt, um die Fortschritte und neue Herausforderungen zu bewerten. Jedes Mal zeigt ein öffentliches Wissenschaftssymposium neue Erkenntnisse bei der Nutzung der Informationssysteme für den Schutz und die nachhaltige Nutzung aquatischer Ressourcen. Das diesjährige Konsortiumtreffen und Symposium fand am GEOMAR in Kiel statt.
Das globale Informationssystem aller Fische weltweit, FishBase, umfasst ungefähr 34,000 Arten, die z. B. durch mehr als 300,000 Trivialnamen in 385 Sprachen zugänglich sind. FishBase liefert Bilder, biologische Information und viele entscheidende Bestimmungsgrößen für Fischereimanager, Umweltschützer, Aquarianer und viele andere. Die wissenschaftliche Qualität wird durch ein Konsortium von zwei internationalen und 10 wissenschaftlichen Organisationen auf der ganzen Welt sichergestellt. Das Konsortium beaufsichtigt auch verwandte Informationsplattformen wie SeaLifeBase (alle nicht-Fisch Organismen in den Ozeanen), Aquamaps (Geographische Verteilungskarten von Organismen in mariner und Süßwasser-Umgebung) und andere.
Das Konsortium traf sich vom 3. bis 7. September im GEOMAR, einem der Gründungsmitglieder. Der juengste Fortschritt bezueglich der Wissenschaft, die das Informationssyste untermauert, wurde am 4. September auf einem öffentlichen FishBase Symposium im GEOMAR präsentiert, was eine Menge an Interesse und Diskussion hervorrief. Das Konsortium ist stolz darauf, mehr als eine halbe Million Einzelbesucher pro Monat zu bedienen, und arbeitet auch daran, die User-Erfahrung über tragbare Geräte zu verbessern, welche heutzutage im Alltag mehr benutzt werden als klassische Computer.
Die ernste Lage von großen Teilen der Biodiversität von marinen und Süßwasserfischen und die Tatsache, dass die meisten Haie, grossen Thunfische und Makrelenhechte jetzt auf der Roten Liste der IUCN der bedrohten oder nahezu bedrohten Arten stehen, macht die frei verfügbaren Dienste von FishBase umso wichtiger.
Die beiden ersten Vorträge von Rainer Froese vom GEOMAR und Cornelia E Nauen von Mundus maris konzentrierten sich auf die Bedeutung der Fischgröße für das Management und die Bewusstseinsbildung eines breiten Spektrums von Benutzern, um so gesunde und produktive Fischpopulationen und marine Ökosysteme zu fördern.
Fisch-Lineale, welche die Mindestlänge anzeigen, bei welcher sich verschiedene Fischarten in unterschiedlichen Regionen reproduzieren, können nützliche Werkzeuge sein, um mehr Fachleute und auch gewöhnliche Bürger dazu zu bringen, die besonders schädlichen Formen des massiven Fangs von Juvenilen, die noch nicht die Geschlechtsreife erreicht haben, zu verhindern.
Während der Diskussion lenkte Prof. Yvonne Sadovy von der Universität Hong Kong die Aufmerksamkeit auf eine neuere Form von Überfischung – nämlich sich seltene und oft bedrohte Arten zum Fangziel zu nehmen, vor allem für den Handel mit lebenden Fischen für die Nachfrage auf dem asiatischen Markt. Klicke hier für die Folien von Cornelias Vortrag.
Yvonnes eigener Vortrag behandelte besagte Bedrohung in Bezug auf Laichgruppierungen von Riff-Fischen, welche eine leichte Beute für die Fischerei sind, die aber mit allen Mitteln geschützt werden müssen, um die kontinuierliche Existenz von gesunden Populationen zu sichern.
Weil solche Verhaltungsweisen bezüglich des Lebenszyklus nicht systematisch erforscht sind, gibt es ein Wissensdefizit darüber wo und wann der Schutz von gewissen Arten essentiell ist.
Prof. Daniel Pauly vom Institute of Oceans and Fisheries der Universität British Columbia, Vancouver, Kanada, sprach über die Rolle von gelöstem Sauerstoff und die Größe der Kiemenoberfläche als Wachstumsbeschränkung bei Kiemenatmern. Weil Wasser viel dichter als Luft ist, ist der Gasaustausch für die im Wasser lebenden Organismen viel schwieriger als für die Luftatmer an Land. Da die Kiemenoberfläche nicht mit derselben Rate wie das Körpervolumen wachsen kann, muss das Wachstum an einer bestimmten Größe aufhören.
Daniel erwähnte dann einige Fälle von „seltsamen Fischen“, die die Regel zu brechen scheinen, d. h. sie wachsen zu außergewöhnlicher Größe.
Wenn man jedoch jeden Fall im Detail untersucht, wird das zugrunde liegende Prinzip bestätigt –
- Im Falle des Riesenmanta (Mobula birostris), nehmen die Kiemen fast den ganzen Körper ein;
- Im Falle des Mondfischs (Mola mola), der bis zu ungefähr zwei Tonnen wachsen kann, stellt sich heraus, dass ein Großteil des Körpers aus träger gallertartiger Substanz besteht. Diese bedarf keiner konstanten Sauerstoffzufuhr und dient vor allem dem Auftrieb für seinen trägen Lebenswandel.
Das war eine vorzügliche Illustration dafür, dass gute Wissenschaft die in der Natur beobachteten Phänomene auf Grund von Prinzipien elegant erklären kann und eine große Fähigkeit zur Voraussage besitzt – kein Vergleich mit ad hoc Erklärungen für jeden Einzelfall.
Kollegen vom GEOMAR illustrierten auch aufregende Fortschritte, z. B. bei der Erforschung von Plankton und Makro-Ökologie und ihre Bedeutung für globale Änderungen.