Von Anfang an lud der Workshop über Kleinfischerei alle Teilnehmer zu engagierter Debatte ein. Er war der von der Ocean University Initiative, IRD und anderen vom 25. bis 26. Juni auf dem Technopolis-Campus in Plouzané organisiert. Es sollte einen intensiven Austausch zwischen Forschern, Managern, Vertretern von Förderagenturen, Beratern und anderen ermöglichen. Die vollständige Agenda ist hier. Nach einem Grußwort von Anne Lebourges-Dhaussy von der IRD erinnerte Denis Bailly, Koordinator der Ocean University Initiative in Frankreich, an den vor fast 30 Jahren in Montpellier durchgeführten multiperspektivischen Ansatz,
der die Kleinfischerei als ein gültiges Forschungsgebiet für eine breites Spektrum an Disziplinen etablierte. Die Verstärkung der Kapazitäten und Kompetenzen und neue Kooperationen müssen zu den Schlagworten gehören.
Heute muss die Verbindung zwischen verschiedenen Forschungsbereichen gestärkt werden. Die Verbindungen zu Politik und Entwicklungspraxis sind noch immer schwach und müssen verbessert werden. Denis Bailly schlug auch vor, einige wichtige Aussagen und Einsichten zu entwickeln, die auf dem bevorstehenden 3. Weltkongress der Kleinfischerei (3WSFC) vorgestellt werden sollen, der vom 22. bis 26. Oktober 2018 in Chaing Mai, Thailand, stattfinden wird.
Nicole Franz von der FAO, einer der ModeratorInnen des langwierigen Bottom-up-Prozesses zur Entwicklung der freiwilligen Leitlinien für die Sicherung einer nachhaltigen Kleinfischerei im Kontext der Ernährungssicherheit und Armutsbekämpfung (SSF Richtlinien), die 2014 vom Fischereikomite der FAO verabschiedet wurden, stellte eine Aktualisierung der Umsetzungsbemühungen vor.
Sie forderte verstärkte Arbeit in dieser Richtung, um überzeugende Ergebnisse im Jahr 2022 vorlegen zu können, dem soeben verkündeten Internationalen Jahr der handwerklichen Fischerei und Aquakultur.
In der folgenden Sitzung gab Ratana Chuenpagdee einen Überblick über das globale Projekt "Too Big To Ignore" (TBTI), das sie leitet. Es begann seine Arbeit im Jahr 2012 mit Mitteln der kanadischen Regierung mit dem Ziel, das Ungleichgewicht in der Politik der meisten Regierungen zugunsten der Industriefischerei zu beseitigen.
Das Projektt sollte auch die starke Unterbelichtung bei der Erforschung der sozialen Dimensionen der Kleinfischerei angehen und selektive Inputs für die Unterstützung von Korrekturen in Politik und praktischen Maßnahmen liefern.
Mehr als 400 Forscher nehmen mittlerweile an diesem weltweiten Netzwerk teil.
The initial five focus areas were: strengthening the base of understanding SSF, broadening the scope of research and practice, enhancing stewardship, defending the beach (mechanisms to secure livelihoods through a rights-based approach to working and living space), governing governance.
Die ersten fünf Schwerpunkte waren: Stärkung der Basis des Verständnisses von Kleinfischerein, Erweiterung der Reichweite von Forschung und Praxis, Stärkung der Verantwortung, Verteidigung des Strandes (Mechanismen zur Sicherung der Lebensgrundlagen durch einen auf Rechten für Arbeits- und Lebensraum basierenden Ansatz), Governance (Steuerung).
Sie wurden inzwischen durch zusätzliche Forschungsthemen zu Fisch als Nahrung, Gender, indigenen Fischereien, Märkten und Reaktionen auf den globalen Wandel ergänzt.
Die Projektzentrale befindet sich an der Memorial University of Neufundland, Kanada, aber die Projektaktivitäten finden weltweit statt. Der bevorstehende Dritte-Weltkongress zur Kleinfischerei (3WSFC) in Chiang Mai, Thailand, wird eine gute Gelegenheit sein, Bilanz zu ziehen.
Katia Frangoudes von der Université de Bretagne Occidentale (UBO), Frankreich, gab einen Überblick über Gender-Studien und warum sie gerade jetzt dringend notwendig sind. Sie ist die Ansprechpartnering für den gesamten Bereich Gender-Studien im Netzwerk von TBTI.
Patrice Brehmer, Koordinator von zwei großen Forschungszusammenarbeiten in Westafrika mit Partnern aus Frankreich, Deutschland und der Region. Er eröffnete den Reigen der Präsentationen von Forschungsergebnissen am Nachmittag. Diese Projekte, AWA und PREFACE, können als eine Task Force zur Vorbereitung einer dauerhaften Beobachtungsstelle in der Region verstanden werden.
Die Projekte sind auch in der Hochschulerziehung und in der Stärkung der Kompetenzen tätig, u.a. durch die Entwicklung neuer Master-Kurse an der Gaston Berger Universität in St. Louis, Senegal, und in Kap Verde.
Abdoulaye Sarre, ein Spezialist in Hydroakoustik des Centre des Recherches Océanographiques de Dakar-Thiaroye (CRODT) im Senegal, berichtete über die Auswirkungen von klimawandelbedingten Veränderungen in der Verbreitung von kleinen pelagischen Arten wie Sardinellen, die für Kleinfischerei und Ernährungssicherheit in der Region von größter Bedeutung sind. Diese Veränderungen, die sich aus Temperaturverschiebungen ergeben, kommen zu den Belastungen hinzu, die durch industrielle Überfischung verursacht werden.
Der Ökonom Aliou Ba, ebenfalls von CRODT, gab Hintergrundinformationen über die Erforschung der drastischen Verringerung der Einkommensmöglichkeiten von Kleinfischern, die sich auf das tägliche Leben, die Arbeitsorganisation und die Zukunftsaussichten von Kleinfischern in der Region auswirken. Die Forschung zeigt eine signifikante Zunahme ihrer ökonomischen Unsicherheit.
Elimane Abou Kane vom Institut Mauritanien de Recherche Océanographique et des Pêches (IMROP) in Nouadhibou, Mauritanien, sprach über Veränderungen im großen Naturschutzgebiet, Parc National du Banc d'Arguin, das Millionen von Zugvögeln als saisonbedingtes Refugium dient und früher einmal ein Rückzugsraum für die Fortpflanzung von Meeräschen und anderen Fischarten war.
Der Park wurde 1974 als Schultzgebiet eingerichtet und bedeckt eine Fläche von ca. 12,000 sqkm.
Unter den Bedingungen steigender Meerestemperaturen und teilweise illegaler Fischerei weisen die acht wichtigsten Fischarten eine signifikant verringerte Biomasse auf und drei neue Arten sind aufgetaucht.
Die Temperaturgrenze zwischen dem warmen Guinea Strom und dem kalten Kanarenstrom war Mitte der 1990er Jahre in Mauritanien.
Aber diese Grenze ist seitdem immer weiter nach Norden gewandert, besonders seit dem Beginn des Jahrtausends und befindet sich nunmehr nördlich von Agadir.
Das hat auch Veränderungen in der Zusammensetzung der Meeresfauna hervorgerufen.
In der Session "Akademische Ausbildung und Capacity Building in der Kleinfischerei" stellte Cornelia E Nauen von Mundus maris das Konzept und die Grundideen der Akademie der Kleinfischerei in Senegal vor.
Das Konzept beruht auf der Notwendigkeit, Wege zu finden, um verschiedene Perspektiven zusammenzubringen - sowohl das tiefe empirische Wissen der Fischer, die Verarbeitung und Vermarktung von Frauen und Händlern als auch das akademisch fundierte Wissen von Managern, Forschern, zivilgesellschaftlichen Organisationen und anderen.
Alle diese Gruppen haben besonderes Wissen und Perspektiven, die für ein besseres Verständis wertvoll sind.
Aber alle haben Mühe, in einem sich rasch verändernden ökologischen, wirtschaftlichen und sozialen Kontext unter den Bedingungen globaler Märkte robuste Antworten zu finden.
Mundus maris schlägt daher einige Pilotaktivitäten dieser Akademie als einen sicheren und respektvollen Raum vor, um verschiedene Menschen zusammenzubringen, um neueste Forschungsergebnisse in verständlicher Sprache und Bildern auszutauschen.
Sie soll ermöglichen, gemeinsam Handlungsoptionen auszuloten, die helfen, die SSF-Richtlinien umzusetzen und den Lebensunterhalt für Kleinfischer für die kommenden Jahre zu sichern.
Die Tests sollten dieses Jahr damit beginnen, das zugrundeliegende Agora-Konzept auf realisierbare Weise im senegalesischen Kontext zu entwickeln.
Beiträge von Workshop-Teilnehmern, die sich von der Idee angezogen fühlen, sind herzlich willkommen. Aliou Sall von Mundus maris wird diese Bemühungen vor Ort koordinieren. Er war auch Ko-Author des Beitrags.
Die Vorträge und Discussionen des folgenden Tages ermöglichten weitere Perspektiven zu entwickeln, insbesondere
- die spezifischen Bedingungen im Südpazifik zu beleuchten,
- eine Bilanz der Erfahrungen mit verschiedenen Forschungsansätzen für die Kleinfischerei zu ziehen und
- Mechanismen zu beleuchten, um eine stärkere Zusammenarbeit mit Entwicklungsländern zu ermöglichen.
Tony Charles legte das Schwergewicht seiner Ausführungen auf die Rolle der Gemeinschaften, der Verantwortung für den Schutz der Resourcen und Lebensumstände der Menschen als entscheidende Bedingungen erfolgreicher Arbeit mit Kleinfischern.
Die Unterstützung von lokalen Gemeinschaften in aktiven Rollen in der Verwaltung der Küstenalmende wurde als Schlüssel zum Brückenschlag zwischen globalen Zielen für nachhaltige Entwicklung und dem Ökosystemansatz für die Fischerei mit lokalen Bodenrealitäten vorgeschlagen.
Der Workshop endete mit einem Austausch, bei dem es um das Sammeln von Kernbotschaften und Vorschlägen für den Kongress in Thailand ging, der auf die Sicherung einer nachhaltigen handwerklichen Fischerei abzielt. Diese Transformationen brauchen Zeit und beinhalten das Überdenken und Erproben neuer Ansätze auf verschiedenen Skalen - es ist nie einfach, diese Konzepte praktisch umzusetzen, besonders nicht am Anfang.
Nirgenwo ist das sichtbarer als in der langsamen Umwandlung der Stadt Brest von einer Kriegshafenstadt, die jahrhundertelang von der Kriegsmarine und ihren Befestigungen beeinflußt war, in ein heute ganz anders orientiertes Gemeinwesen.
Kleinfischer und Sammler von Wirbellosen haben Raum an Sportboote verloren, nachdem die Trawler und die Umweltverschmutzung durch industrielle Schweinehaltungen die Qualität der Küstenumwelt und ihrer Ökosysteme jahrzehntelang beeinträchtigt hat.
Es ist einfacher, norwegischen Zuchtlachs im Restaurant als frischen lokalen Fisch zu bekommen. Werden die handwerklichen Berufe rund um das Meer in Zukunft wieder eine wichtige Rolle in der Küstenwirtschaft spielen?
Wir können jetzt noch die Pracht des Meeres mit fundierten wissenschaftlichen Erklärungen in den wundervollen Räumen von Oceanopolis genießen - eine mehr als lohnenswerte Art, einen Tag in Ehrfurcht und spielerischem Lernen zu verbringen. Aber wir sollten die Hoffnung nicht aufgeben, um eine andere, direktere und respektvollere Beziehung mit dem Meer und den Menschen des Meeres neu zu entfachen.
Text und Photos von Cornelia E Nauen.