2. Kulinarische Traditionen, die stark abhängig sind von den Produkten der handwerklichen Fischerei
Die handwerkliche Fischerei hat in Guinea, speziell im Hafen von Boulbinet, nicht nur eine fundamentale Bedeutung für die Schaffung von Arbeitsplätzen, sondern auch für die Versorgungssicherheit. In der Tat gehört Guinea zu den westafrikanischen Gebieten, in denen "Fisch zu essen" eine wichtige Rolle in den Essgewohnheiten spielt. Analog zu den vorherrschenden Gegebenheiten der jeweiligen Subregion, variiert die Abhängigkeit von den Produkten der handwerklichen Fischerei, je nachdem ob man sich in einer Küstenregion, einer ländlichen Region oder in einem Waldgebiet befindet. Was Conakry, eine Küstenregion, betrifft, so war Fisch stets von fundamentaler Bedeutung für die Essgewohnheiten.
Bei den verschiedenen Produkten, die angeboten werden, ist Räucherfisch (Kreuzwels, Pfeilhecht und kleine pelagische Arten) einer der Favoriten. Auf traditionelle Art und Weise zubereitet, ist hier für jeden Geldbeutel etwas zu finden: Fisch im Ganzen oder in Stücken, dazu Reis aus lokalem Anbau oder Atiéké (Gries aus Maniok). Der Fisch ist für manche Gemeinschaften so wichtig, dass er schon früh am Morgen ab 9 Uhr verzehrt wird, unter anderem geräucherter Kreuzwels in Sauce, zusammen mit Reis aus lokalem Anbau. Angesichts der kulturellen Bedeutung der handwerklichen Fischerei, wobei die verschiedenen ethnischen Gruppen jeweils bestimmte Vorlieben entwickelt haben (zum Beispiel Kreuzwels bei den Soussous), ist es zwingend notwendig, sich für die Nachhaltigkeit der Fischerei einzusetzen, da auch die kulturelle Nachhaltigkeit davon abhängt. Selbstverständlich beschränkt sich der kulturelle Wert der "Fischerei" für die Fischer selbst, abgesehen vom ökonomischen Aspekt, nicht nur auf rein kulinarische Gesichtspunkte (siehe dazu auch das Interview mit F. Soumah, dem charismatischen Vorstand der handwerklichen Fischerei in Guinea).
Wichtig ist auch, sich vor Augen zu halten, dass es parallel zu diesen Restaurants, die auf Räucherfisch spezialisiert sind, auch andere Freiluftrestaurants in Conakry gibt, die mehr frischen, frittierten Fisch anbieten, meist zusammen mit Aloko (in Palmöl oder Erdnussöl frittierte Kochbananen) und/oder Atiéké. Die Anzahl solcher Freiluftrestaurants nimmt in dem Maße zu, in dem die Stadt Conakry wächst und die Probleme urbaner Mobilität zunehmen, infolgedessen immer mehr Arbeiter gezwungen sind, den Tag durchzuarbeiten. Schließlich gibt es hierbei noch eine weitere wesentliche Tatsache, die einem sofort ins Auge sticht. Die Restaurants sind für ihre Versorgung fast ausschließlich von "Händlern für gefrorenen Fisch" abhängig geworden. Auf eine Frau zu treffen, die sich noch bei den Kleinfischern mit frischem Fisch (für ihr Restaurant) eindeckt, ist zusehends die Ausnahme, geworden, welche die Regel bestätigt.
Deutsche Übersetzung Miriam Weigl.