Vom 27. bis 29. Januar wurde wieder der grüne Teppich im Berliner CinemaxX ausgerollt, um das 10-jährige Jubiläum des Green Me Film Festivals für Nachhaltigkeit zu feiern. Dieses Jahr war das Motto Climate, Joy, Air (Klima, Freude, Luft). Der Berliner Bürgermeister, Michael Müller (rechts), war der Schirmherr und nahm an der Eröffnung teil.
Nic Niemann, der Gründer und Präsident des Festivals begrüβte ihn.
Der Bürgermeister sagte, wie stolz er sei, das Green Me Film Festival in 10 Jahren kontinuierlich in der Stadt mit seinem wichtigen Anliegen wachsen zu sehen. We freue sich über die einsetzende Internationalisierung.
Es gab eine prima Überraschung zum Auftakt: Prinz Albert II von Monaco, welt-bekannter Unterstützer des Meeresschutzes und eine international anerkannte Stimme, damit die bereits vorhandenen Kenntnisse und Einsichten über die Bedrohung des Ozeans und des Klimas durch dringende Taten beantwortet werden.
Er hatte erst kurz vorher einen groβen Event auf der international Bootsmesse in Düsseldorf (BOOT) veranstaltet. Prinz Albert nahm daher sehr spezifisch auf die besondere Bedeutung des Green Me Film Festivals Stellung und schloss seine Ansprache mit einem Aufruf zum praktischen Handeln.
Es war daher sehr passend, dass der Auftaktfilm "Before the Flood" (Vor der Flut) mit Leonardo DiCaprio war. Die vorab veröffentlichte und frei zugängliche Version wurde von mehr als 300,000 Personen angeklickt und auf dem Internet gesehen. Aber die Kinoversion war natürlich noch einmal etwas ganz anderes!
Mehr als 40 Filme wurden im Wettbewerb in 10 Kategorien gezeigt, inklusive eine für Studenten von Filmhochschulen. Es war sehr schwierig, auch nur einige der interessanten Film zu sehen, die parallel in drei Kinosälen projeziert wurden, und das bin in die frühen Morgenstunden. Ein Film-Marathon.
Die Hauptsessions fingen am Samstag um 10 Uhr an mit Steve Martino und Mike Thurmeiers "Ice Age 4" für Kinder aller Altersgruppen kids of all ages, "DeGrowth" von Luis und Manuel Picazo Casariego und einem Replay von Fisher Stevens "Before the Flood".
Während der zwei Hauptfestivaltage, Samstag und Sonntag, hatte Mundus maris einen gut besuchten Stand direkt auf Aufgang zu den Filmsälen im Festivalsegment, das als Marktplatz gekennzeichnet war.
Unser Schwerpunkt war Informationen über den jetzigen Stand der Gefahren für den Ozean zu verbreiten und die Besucher auf die erfreulichen Möglichkeiten zu informieren, was dagegen getan werden kann. Da die menschlichen CO2 Emissionen so hoch wie noch nie sind, steight der Säuregehalt des Ozeans - das sind schlechte Nachrichten für alle Organismen mit Kalkskelett, wie Korallen, Planktonalgen, die einen Großteil des Sauerstoffs produzieren, den wir einatmen und Muscheln und Meeresschnecken. Zwei Glasbecher mit normalem und angesäuertem Wasser illustrierten den Vorgang sinnfällig. Die Schneckenschale in Wasser mit erniedrigten pH-Wert fing langsam an, sich aufzulösen. Mehrere Besucher hatten eigene Vorstellungen, wie die CO2 Emissionen verringert werden können.
Wir informieten auch über die weit verbreitete Überfischung, die schon seit Mitte der 1990er Jahre zu sinkenden Jahresfängen führt.
Die Fischlineale mit der Anzeige der Mindestlänge, bei der sich die wichtigsten kommerziellen Fischarten in Nord- und Ostsee fortpflanzen, erfreuten sich großer Beliebtheit. Durch den Stressfaktor Brackwasser werden die Fische in der Ostsee nicht so groß wie in der Nordsee und pflanzen sich daher auch bei geringerer Länge fort. Mit Hilfe des Fischlineals können die Konsumenten bewußte Kaufentscheidungen treffen und nur solche Fische kaufen, die sich bereits einmal haben fortpflanzen können.
Alle waren froh zu erfahren, dass viel mehr nachhaltig gefischt werden könnte, wenn die Bestände sich erholen dürften so dass sie groß genug wären, um den maximalen Dauerertrag zu produzieren.
Unter den Besuchern unseres Stands waren u.a. Lehrer und besorgte Eltern, Photographen und junge Wissenschaftler. Wir bekamen auch den Besuch zweier bulgarischer Filmemacher, Ilina Perianova und ihre Schwester (links), deren Verfilmung eines russischen Märchens "The Snow Girl" in der Kategorie Kurzfilm am Start war.
Eine ganze Reihe Besucher an unserem Stand folgten der Einladung, ein Versprechen zum Meeresschutz abzugeben. Die Versprechen reichten vom Verzicht auf Einwegplastiktüten für ein Jahr, keine Thunfischkonserven zu kaufen, um die überfischten Bestände zu schützen bis zur Sammlung und Verbreitung von Information über den Ozean, sich mehr mit den wunderbaren Orcas zu beschäftigen usw.
Von jedem, der ein Ozeanversprechen abgegeben hatte und es wünschte, machten wir ein Erinnerungsphoto und schickten es anschließend als Souvenir zu.
Mundus maris war dieses Jahr unter den Festival Sponsoren. Am Samstag nachmittag veranstalteten wir außerdem eine Podiumdiskussion zum Thema "Gesunder Ozean, gesunder Planet".
Die Diskussion folgte dem Screening des Dokumentarfilms "Sonic Sea" unter der Regie von Daniel Hinerfeld und Michelle Dougherty aus dem Jahr 2016. Sonic Sea (Das Meer der Geräusche) behandelt die verheerende Wirkung des militärischen und industriellen Lärms im Ozean, der Wale und andere Meereslebewesen beeinträchtigt.
Der Film beginnt mit einem Mysterium: der unerklärlichen Verseuchung und dem Massensterben von mehreren Walarten auf den Bahamas im März 2000. Schritt für Schritt wird das Geheimnis gelüftet. Dabei erforscht der Film die kritische Rolle der Geräusche im Meer und die plötzlich dramatische Veränderung menschlicher Aktivitäten, die den zarten akustischen Lebensraum beeinflussen - Veränderungen, die die Fähigkeiten der Wale und anderer Meerestiere beeinträchtigen, Geschlechtspartner zu finden, normal zu fressen und ganz allgemein normal zu leben. Der Film zeigt auch die essentielle Rolle der Wissenschaftler bei der Ursachenforschung auf und unterstreicht den Anteil von zivilgesellschaftlichen Organisationen beim Einsatz für die Abstellung der Übel.
Besser hätte die Podiumsdiskussion gar nicht eingeführt werden können. Die Sprechen waren Dr. Rainer Froese, Senior Wissenschaftler am GEOMAR in Kiel, und Markus Knigge, Senior Berater im Europäischen Meeresprogramms der Pew Charitable Trusts. Dr. Cornelia E Nauen of Mundus maris besorgte die Moderation. She stellte die eingeladenen Sprecher vor und lud sie ein, zu den aus ihrer Sicht wichtigsten Problemen der Unversehrtheit und des Lebens im Ozean Stellung zu nehmen.
Dr. Froese erklärte, dass die Überfischung bereits großen Schaden bei den Meeresresourcen hervorgerufen hat. Nach hundert Jahren industrieller Fischerei im Nordatlantik gibt es weniger als 10% großer Fische. Die Bestände sind zu klein, um den maximalen Dauerertrag zu produzieren, der die erklärte Zielvorgabe der reformierten europäischen Gemeinsamen Fischereipolitik ist. Viele im Sektor Beschäftigte hätten bereits ihre Arbeit verloren oder könnten kaum noch von der Fischerei leben. Besonders betroffen sind die Kleinfischer an den Küsten. Er berichtete den Zuhörern von den Ergebnissen einer unlängst fertiggestellten Studie, deren internationales Forscherteam er geleitet hatte. Sie hatten 397 Bestände von 120 ausgebeuteten Arten in europäischen Gewässern detailliert untersucht.
Zu diesem Zweck hatte er eine neue Methode entwickelt, die nicht so datenhungrig wie traditionelle Herangehensweisen ist, trotzdem aber robuste Ergebnisse liefert. Zur großen Überraschung auch der beteiligten Wissenschaftler kam heraus, dass zusätzlich zu den ca. sieben bis acht Millionen Tonnen Fangfisch pro Jahr, weitere fünf Millionen Tonnen produziert werden könnten, wenn sich die Bestände zunächst von ihren historisch niedrigen Bestandsgrößen erholen könnten.
Das gibt Grund zu Hoffnung, bedeutet aber auch, die Überfischung zu beenden und den Fischen ein paar Jahre Verschnaufpause zu gönnen mit stark reduzierter Fischerei oder einem Moratorium. Das wären auch ausgezeichnete Nachrichten für das Klima und die Kleinfischer in Entwicklungsländern. Und es würde bedeuten, dass es keine Notwendigkeit gäbe, noch im letzten unwirtlichen Zipfel des Ozeans zu fischen, oft unter dem Verdacht illegaler Praktiken, ganz zu schweigen vom reduzierten CO2 Ausstoss besonders schwefelhaltiger Schiffstreibstoffe.
Das war das Stichwort für Markus Knigge. Sein Kommentar bezog sich zunächst einmal auf die Erfahrungen während des dreijährigen Konsultationsprozesses zur Reform der europäischen Gemeinsamen Fischereipolitik. Eine solche Reform findet alle zehn Jahre statt. Für den Konsultationsprozess hat er führend dazu beigetragen, die Zivilgesellschaft in Europa zu mobilisieren. Die Ausgangsanalyse der Europäischen Kommission fiel sehr kritisch aus. Daraufhin und weil frühere Reformversuche kaum Resultate erzielt hatten, gelang es ihm und anderen durch die Platform Ocean2012 zuletzt fast 200 Nichtregierungsorganisationen (NRO) zu vereinen und den Reformprozess so wesentlich bürgernäher zu gestalten. Die NROs benutzten viele wissenschaftlichen Ergebnisse, um ihre Argumente vorzutragen, aber es war vor allem auch die zusätzliche Öffentlichkeitsarbeit in allen europäischen Ländern, den Institutionen und Komiteberatungen, die dazu führten, dass die Wissenschaft eher gehört wurde. Es war diese intensive Begleitung des politischen Prozesses, die die Beschlussfassung zur reformierten europäischen Gemeinsamen Fischereipolitik 2013 ermöglichte. [Übersetzung folgt baldigst]
This was a step in the right direction, Cornelia Nauen pointed out, however, the big challenge now was implementation and enforcement. Lots of exceptions to the rules in several fisheries were undermining the potential benefits of the reformed policy in addition to reducing transparency and clarity of the rules.
That was also the prompt to give room for questions and comments from the public. Questions revolved around what ordinary citizens could do, whether labels were a good guide for purchasing decisions and how much time might be needed to recover European stocks. Dr. Froese reported that he was now working on a new study to look precisely into how much time would be needed to rebuild the populations to 50%, 70% or 90% of the level at which they could produce the maximum on a sustainable basis and taking into account species interactions within the ecosystem. Managing such a transition would certainly be difficult, but the best hope to recover the fish and the fishery.
Speakers and moderator coincided to caution not to believe blindly in labels. Unfortunately, according to a recent analysis, the most wide-spread blue label of the Marine Stewardship Council (MSC) was also given to products from badly overfished species in 30% of the certification cases. But for whole, filleted and beheaded fish in the market, the fish rulers distributed were enabling safe decisions.
That was a good closure to a well-informed exchange. The last word was a big thank you to the panelists and the public and then it was already time for the curtain of the next film.
The Gala on Sunday night took place in the festive environment of the Bar Jeder Vernunft tent. Framed by live music guests were welcomed. Moderated by Melissa Khalaj in a spirited way, the invited guests and VIPs enjoyed the entertaining programme and company.
Nic Niemann gave a short overview about how the festival had developed over the last 10 years, since 2016 with a big international push that took the Festival to Lagos, Teheran, Cannes and Los Angeles, each as much as possible with a local flavour to it. In that occasion the Green Me team had been invited to Iran to discover the biggest environment film festival in the world that took place in many different locations across the country. The partnership agreement with the Iranian public institutions and collaboration with artists was a source of hope for future developments.
Then, finally, it was the time of the juries in presenting the results of their work in the different categories and deliver the laudatio for the winners. Just a few highlights with links to the film trailers to those not having had a chance to watch them at the festival:
The winner in the kids category was "Ice Age 4" by Steve Martino and Mike Thurmeier. One of the most beloved trios in film history, Manny, Diego and Sid won the jury's hearts and minds.
Volker Langhoff conducted a workshop on short film production for students of several film schools and universities. The team of STARTER, the Berlin-based Theater School for Film and TV won first prize.
"Operation Erdklima" directed by Raimund Waltenberg and produced by ARTE for the Climate Summit in Paris, end 2015, won in the category short film.
"Before the Flood", the opening film of the festival, was also the winner in the categoy Climate. Starring Leonardo DiCaprio the film directed by Fisher Stevens was watched by 300,000 visitors, when it was first released free on the internet in 2016.
The jury for the Joy competition was chaired by tv moderator and actress Caroline Beil. She gave the laudatio for the winner "Passion for Planet", a documentary about wildlife by the best nature photographers around the world directed by Werner Schuessler. The jury noted that the film teams had covered many many air miles and thus produced a big carbon footprint, but was convinced in the end by the stunning images.
Model Sara Nuru chaired the jury for the Air competition who fell for "The carbon crooks" by independent Danish director Tom Heineman and his camera-wielding wife Lotte La Cour. The documentary uncovers dirty games behind the trade with carbon certificates. When the second part of the Kyoto Protocol expired, all ratifying countries guaranteed that they would cut down their carbon emissions and curb greenhouse gasses. Except - not all did. One of the solutions was to buy and sell carbon credits. In other words, a rich country missing its target could buy carbon credits from a poor one to pay for development. A closer look shows, it's at least partially hocus-pocus.
Winners in five more categories were honoured during the gala and asked to all come back on stage for a final foto.
Get more information here by downloading this year's programme. See also the interview with Festival President Nic Niemann and his wife and Director International Affairs & Production, Nkiru.