Die Fortsetzung der Kampagne, von Juli bis Oktober 2013 – Hann, Kayar und Saint Louis
Fischhändler, deren Hauptaktivität sich an Landeplätzen, Märkten und anderen Standorten befindet (verschiedene Märkte in Dakar, Landeplätze in Mbour und Joal - siehe den Beginn der Kampagne) hatten uns schon gesagt, dass sie das Fischmessungslineal (siehe Faksimile auf der linken Seite ) mit den Angaben zu den Mindestgrößen der am meisten gehandelten Fischarten im Prinzip als nützlich und brauchbar erachten. Sie lenkten unsere Aufmerksamkeit auf praktische und administrative Probleme und Hindernisse für die tägliche Anwendung hin, wie zum Beispiel die Unterschiede - für ein oder zwei Arten - zwischen legaler Größe und Mindestgröße. Die Mindestgröße ist auf dem Lineal angezeigt und beruht auf der Grundlage wissenschaftlich fundierter Vorsichtsmaßnahmen. Für die Fortsetzung dieser ersten Kampagne, war es zwingend notwendig, Großhändler zu erfassen, die in anderen wichtigen Fischereizentren wie Hann, Kayar und St. Louis agieren, um einen Überblick von persönlichen Meinungen und konkreten Bedingungen zu vervollständigen. Damit kommt mn zu einem besseren Verständnis, was realistisch getan werden kann, um den Fang und die Vermarktung von Babyfischen wesentlich zu verringern. Somit würde sowhl die Nachhaltigkeit der marinen Ökosysteme als auch die der Fischereiunternehmen und damit verbundenen Tätigkeiten besser gewährleistet.
In Hann hat uns Herr Mbaye Rokh, der gleichzeitig am Zentralen Fischmarkt von Dakar und am Landeplatz in Hann arbeitet, bei den Fischgroßhändlern vorgestellt. In Kayar, verließen wir uns auf Herrn Talla Gueye, einen lokalen Entwicklungsagenten, Mundus maris Partner und Moderator der laufenden Initiativen bezüglich der Fischhändler. Frau Fatoumata Dieye, Studentin und ehrenamtliche Mitarbeiterin für laufende MM-Programme in Senegal, unterstützte unsere Arbeit in Kayar, während Herr Gueye Assane uns in Saint Louis half. Unter Berücksichtigung der Arbeitsintensität an den Landeplätzen und ihrer jeweiligen Ausrichtung, wurden diese Diskussionen auf der lokalen Ebene wie folgt organisiert :
Erstens, wir begannen wie immer - mit der Unterstützung der Helfer vor Ort - an das Ziel der Begegnung zu erinnern. Bei dieser Gelegenheit wurde das Fischlineal in der Praxis vorgeführt. Um das Fischlineal und seine Bedeutung in einen breiteren Kontext zu stellen, haben wir immer erklärt, welch enge Beziehung zwischen dieser Kampagne für die Einhaltung der Mindestgröße von Fischen und einer der wichtigsten Grundsätze des Ökosystem-Ansatzes im Fischereimanagement (EAF) besteht. Zur Erinnerung, sind die fünf wichtigsten Grundsätze noch einmal erwähnt:
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Die Aufrechterhaltung der Unversehrtheit des Ökosystems (Fischarten gibt es nur durch die Interaktion untereinander - kein Fisch ist eine Insel)
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Das Vorsorgeprinzip soll in der Fischerei und jeder anderen Nutzung von Meeres- und Küsten-Ökosystemen angewandt werden, und zwar unter Beachtung der Regeln;
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Gewährleistung einer breiten Teilnahme verschiedener gesellschaftlicher Akteure;
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Die Förderung der sektorialen Integration und Existenzsicherung; und
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Investitionen in Forschung und Wissen.
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Die mit uns zusammenarbeitenden Fischhändler mit langer –durchschnittlich 30 Jahren- Berufserfahrung rieten uns dazu, entlang der bestehenden Spezialisierungen in den Vermarktungsketten zu arbeiten. Die folgenden Sub-Branchen waren betroffen:
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lokale Großhändler, die fast ausschließlich auf die Versorgung der Binnenmärkte konzentrierten – also auf den lokalen Verbrauch kleiner pelagischer Arten spezialisiert sind; und
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die Großhändler, die Handel mit den überseeischen Märkten (Europa und insbesondere Asien) betreiben.
Die verschiedenen Landeplätze wurden besucht und der Ansatz der Wertschöpfungskette wurde dort bei der Arbeit unterstrichen; das führte zu folgenden Ergebnissen:
Fischhändler aus Hann, Kayar und St. Louis haben eine Reihe von Zwängen und Widersprüchen identifiziert, die überwunden sein sollten, bevor sie das Fischlineal generell benutzten. Wie ihre Kollegen in Dakar, Mbour und Joal, fanden sie für sich selbst heraus, dass Jungtiere der Arten, die auf dem Fischmessungslineal dargestellt sind, gefischt wurden, und dass diese Jungtiere ein wichtiger Bestandteil in der Zusammensetzung der Fänge sind.
Nach Aussagen der Fischhändler in Guet Ndar (Saint Louis) ist man dort auf Sardinen (Sardinella aurita) spezialisiert. Diese Fänge sollten jedoch eine Ausnahme der Regel sein. Nach umfangreichen Informationen ist die Größe der Runden Sardinen in St. Louis immer größer oder mindestens gleich groß wie das Fischlineal anzeigt. Dies wird auf die besonders guten Bedingungen der Fischerei dort zurückgeführt. Diese Information wird auch von Fischern im Bereich der Hydrobasis und durch unsere eigenen Messungen im Oktober 2013 bestätigt. Das ist ein erstes recht beruhigendes Ergebnis. Nur noch wenige Exemplare der angelandeten Neunfädler (Galeioides decadactylus) sind Jungfische und ein beträchtlicher Teil erreicht die Mindestgröße auf dem Fischlineal. Diese Beobachtung wurde an allen besuchten Landeplätzen gemacht.
Abgesehen von diesen beiden Arten, haben jedoch alle anderen einen sehr hohen Anteil von Jungfischen in den Anlandungen der handwerklichen Fischerei. Angesichts der Zahl von Baby-Fischen, die durch die Messungen des Mundus maris Teams im Beisein der Fischhändler vom Oktober 2013 bestätigt wurde, wird die Situation äußerst besorgniserregend für die folgenden Arten: Cassava croaker (Pseudotolithus senegalensis), Wels (Arius latiscutatus), Sompat-Süßlippe (Pomadasys jubelini) und weißer Zackenbarsch (Epinephelus aenaeus).
Die Fischhändler sind davon überzeugt, dass es an der Zeit sei, den Rechtsrahmen zu harmonisieren. So würde nicht nur einige Verwirrung zwischen Fischhändlern verschiedener Standorte vermieden, sondern auch zwischen den Fischhändlern und den Beamten, die die Fischerei Verwaltung vertreten, um die Durchsetzung von Vorschriften sicherzustellen. Tatsächlich meinen die Fischhändler, es solle beendet werden, was sie "ein Gewicht, zwei Maße" nennen. Die Fischerei-Verwaltung gibt die Erlaubnis, verschiedene Größen z.B. der Sardinen zu fischen und anzulanden. Das hängt scheinbar von den Lobbys an den jeweiligen Landeplätzen ab (z.B. werden von der Abteilung, die für Joal/Mbour zuständig ist, und dem Rest der Landeplätze verschiedene Fanggrößen toleriert).
Zum Zweck der Harmonisierung haben die Großhändler auch gefordert, dass die Vewaltung transparent mit regionalen und internationalen Partnern verhandle und umgehe. Sie stellen fest, dass die Größen auf dem Lineal nicht mit der der Fischereiverwaltung übereinstimmen. Bei verschiedenen Arten auf dem Lineal, einschließlich der Sardinen, arbeitet die Fischerei-Verwaltung offiziell mit geringeren Größen, als die nach dem Vorsorgeprinzip bestimmten auf dem Fischlineal. Die Daten des Lineals wurden von Mundus maris in Zusammenarbeit mit lokalen Wissenschaftlern, der Sub--Regionalen Fischereikommission und der FAO erarbeitet. Schließlich werfen die Fischhändler gegenüber Mundus maris ein, dass die Tatsache, dass die Verwaltung für einige Arten Gewicht und nicht die Länge als Grenzwerte verwendet, eine bessere regulatorische Harmonisierung zwischen allen Beteiligten nötig macht. Somit ist die Übereinstimmung der unterschiedlichen Maßeinheiten nicht immer einfach herzustellen. Dies ist ein relevanter Punkt, der angesprochen werden muss, auch wenn es vielleicht einfacher ist, unter Feldbedingungen die Länge mit dem Lineal zu messen, als das Gewicht der Fische zu bestimmen. Es wäre daher ratsam, Sprache und Konzepte zu harmonisieren, so dass die allgemein angenommene Einsicht, mehr kleine Fische zu retten, durch konkrete Maßnahmen verfolgt werden kann.
Die Fischhändler, die wir an den Landeplätzen getroffen haben, sind weiterhin davon überzeugt, dass noch ein zusätzliches, wesentliches Hemmnis zwingend ausgeräumt werden muss. Es geht darum, in den Exportmärkten zu intervenieren und dort die Harmonisierung der Vorschriften zwischen den europäischen und asiatischen Märkten voranzutreiben. Sie befürchten, dass es ohne eine solche Übereinkunft schwierig sein wird, mehr Fischbabies zu retten.
Den Fischhändlern zufolge haben in den letzten Jahren tiefgreifende Veränderungen auf den externen Märkten stattgefunden, wobei die Asiaten die Überhand über die Europäer errungen haben. Der Erfolg der asiatischen Firmen wird durch viele verschiedene Faktoren veranschaulicht, besonders durch
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Ihre informelle Natur, die ihre Anpassung an die informelle lokale Wirtschaft erleichtert;
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Die Tatsache, dass der asiatische Markt alle Arten von Produkten schätzt. Die Krise im Fischereisektor bewirkt, dass Fischer und Fischhändler keine Chance verpassen können, die ihnen einen erheblichen Cash-Ertrag einbringt und aus neuen Produkten besteht, die lokal nicht konsumiert und in ausländischer Währung bezahlt werden etc.
So wird der Sensenfisch (Trachipterus trachypterus) ab 200 Gramm vermarktet. Das bedeutet eine Veränderung des Fischereiaufwands seitens der Fischer, da mehrere koreanische Unternehmen (Fabriken) sich vor kurzem ausschließlich auf diese Art spezialisiert haben. Während weiterhin die Anteile in diesen Wertschöpfungsketten erheblich zunehmen, machen die Fischhändler die asiatischen Märkte für einen Teil der Probleme verantwortlich, denn sie akzeptieren oder fordern geradezu Größen, die unten denen liegen, die traditionell für den europäischen Markt bestimmt waren.
Eine vorläufige Schlussfolgerung:
Die Fischlineale erwiesen sich als ein nützlicher Ausgangspunkt, um die Sensibilisierung der Fischhändler gegenüber dem weit verbreiteten Problem der Erfassung und Vermarktung von Jungfischen zu erhöhen. Sie halfen, dieses Problem sichtbar zu machen. Während der Treffen mit den Fischhändlern kamen auch eine Reihe von praktischen Komplikationen zutage.
Inzwischen hat die Praxis des Fischens großer Mengen Babyfische die Produktivität der wertvollsten Arten und des gesamten Ökosystems in senegalesischen Gewässern bereits erheblich beschädigt. Allerdings kompensiert die starke Nachfrage aus den asiatischen Märkten wie Korea für Arten, die vorher traditionell nicht anvisiert wurden, zumindest teilweise für den Verlust von großen Arten, die bereits überfischt sind und für andere Exportmärkte, darunter in Europa, bestimmt waren.
Die quantitative Rekonstruktion realer Extraktionen (weit über den offiziell gemeldeten Fängen) von senegalesischen und angrenzenden Gewässern wurde kürzlich von Dyhia Belhabib im Mundus maris Panel während der MARE Konferenz in Amsterdam vorgestellt. Es ist sinnvoll, sie mit dieser eher qualitativen Beschreibung in Hinblick auf Marktveränderungen zu verknüpfen und zu vergleichen (klicken Sie hier für Informationen zu diesem Teil der Arbeit). Die Nachfrage von lokalen und internationalen Märkten beeinflusst das Verhalten der lokalen Fischer und Fischhändler stark. Marktforschung könnte zu einem besseren Verständnis der jüngsten – von den Fischhändlern angezeigten Veränderungen – verhelfen. Die Notwendigkeit, die Vorschriften und ihre Anwendung zu harmonisieren, unterstreicht auch, warum es sinnvoll ist, den Dialogs zwischen den verschiedenen Akteuren zu stärken. Damit kann ein größerer Konsens über die Fragen und Lösungsansätze erreicht werden. Bessere Kommunikation der Forschungsergebnisse, mit Hilfe des Fischlineals und durch andere Mittel spielen eine wichtige Rolle für die wünschenswerten und notwendigen Anpassungen für die Zukunft des Sektors und der Menschen, die davon abhängen.
Zusammenfassung von Aliou Sall