Von internationaler wissenschaftlicher Zusammenarbeit zu einer Kunstausstellung einer europäischen und senegalesischen Schule

Hintergrund

Die Besorgnis über nicht-nachhaltige Fischereipraktiken, Störung und Zerstörung von Meeres- und Küstenökosystemen und davon mitbewirkte soziale Krisensituationen der Gemeinschaften der Küstenbevölkerung war der Auslöser der ersten Schritte für eine Zusammenarbeit zwischen der Kunstklasse von Frau Bettina Ghallale (6. Sekundärstufe, 4h) der Europäischen Schule Brüssel I in Uccle und der Realschule (CEM) Kayar, einem Fischerdorf nördlich der senegalesischen Hauptstadt Dakar.

Die Verbindung zwischen den beiden Schulen wurde dank eines Projekts der internationalen wissenschaftlichen Zusammenarbeit, ECOST, hergestellt. Die wissenschaftliche Betreuung wurde durch Dr. Aliou Sall aus dem ECOST Projekt (www.ecostproject.org) auf der senegalesischen Seite gewährleistet. Auf europäischer Seite half die Koordinatorin der Initiative, Dr. Cornelia E. Nauen, die anfänglich die wissenschaftliche Betreuung des ECOST Projektes in der Generaldirektion Forschung der Europäischen Kommission gewährleistet hatte. Die künstlerische Koordination an der Europäischen Schule wurde sehr professionell von Frau Bettina Ghallale übernommen, während der international bekannte senegalesische Maler, Herr Samba Laye Diop, die Schule in Kayar betreute. Der Schulleiter der Realschule in Kayar, Herr Abibou Diop, unterstützte die Initiative tatkräftig trotz der begrenzten Mittel und Rahmenbedingungen der Schule.

Kayar ist einer der wichtigsten Anlandeplätze der Kleinfischerei in Senegal, stützte seine wirtschaftliche Entwicklung aber auch auf Gemüseproduktion für den nahen Markt in der Hauptstadt. Aber die Fischerei erlebt heute schwierige Zeiten, vor allem wegen Überfischung. 1997 verzeichneten die Anlandungen ihren Höhepunkt mit ca. 419,000 Tonnen. Die Kleinfischerei war für den Löwenanteil verantwortlich. Diese Produktion war nicht nur bedeutsam für ganz Senegal als Devisenbringer, sondern auch zur Arbeitsbeschaffung und breit gestreute Verteilung des sozialen Nutzens für die ganze Gesellschaft. 2002, zum Zeitpunkt einer wichtigen wissenschaftlichen Konferenz in Dakar zum Thema 'Ein halbes Jahrhundert Wandel in der Fischerei, den Meeresökosystemen und Gesellschaften in West Afrika' wurde von den Wissenschaftlern bereits der Abwärtstrend identifiziert. Bedauerlicherweise blieben die Warnungen der Wissenschaftler, Vertreter der Fischer und Verwaltung sowie der Nichtregierungsorganisationen ungehört, die im Konferenz-Manifest festgehalten und in einer Brochure mit Kernergebnissen für ein breites Publikum veröffentlicht wurden, oder zumindest erzeugten sie keine sofortige Gegenmassnahmen. [Brochuren-Text auf Englisch und Französisch]. Die heutige Situation ist daher ungleich schwieriger zu beheben als im Jahr 2002.

Die Schüler der Realschule in Kayar waren in der Altersgruppe zwischen 14 und 16 Jahren und überwiegend Kinder von Fischern, Bauern und Händlern. Sie stellten ihre Malereien meist unter das Motto 'Der Mensch zwischen Land und Meer'. Da sie vorher noch keine künstlerische Erziehung erhalten hatten, reflektieren die Arbeiten die unverformten Wahrnehmungen ihrer Umwelt in einer eindrucksvollen, unmittelbaren Art und Weise. Aufgrund logistischer Überlegungen arbeiteten sie nur mit Akrylfarben auf Karton, um den Versand ihrer Arbeiten zur gemeinsamen Ausstellung zu erleichtern. Die Initiative unterstützte ihre Mitarbeit durch Übernahme der Kosten für Materialien und die künstlerische Begleitung. Die Schule erhielt ausserdem einen tragbaren PC und eine Digitalkamera, um die lokalen Rahmenbedingungen verbessern zu helfen.

Die Schüler der Europäischen Schule Brüssel I waren in der Altersgruppe zwischen 16 und 17 Jahren und meist Kinder von Beamten der europäischen Institutionen. Wenige hatten bereits frühere Erfahrungen mit Fischerei und ihrem kulturellen Umfeld. Sie hatten während der Kunstklasse einen Vortrag mit einer Zusammenfassung von Forschungsergebnissen über die Fischereikrise gehört. Dieser war in Englisch und Französisch verfügbar und wurde auch in Kayar bereitgestellt. Die Schüler hatten auch ihre eigenen Recherchen unternomen, um ihren eigenen individuellen Zugang zur Problematik zu erarbeiten und sich künstlerisch dazu auszudrücken. Sie hatten freie Wahl in Bezug auf die Ausdrucksform, mussten aber die Kosten reduziert halten.

Die Arbeiten aus Kayar kamen gerade zum richtigen Zeitpunkt per Kurierdienst in Brüssel an. Das war der erste direkte Kontakt der Brüsseler Schüler mit der Arbeit der jungen Leuten in Senegal. Unter der Aufsicht von Frau Ghallale rahmten die Brüsseler Schüler fast alle verfügbaren Malereien beider Gruppen und gestalteten den Ausstellungsraum mit einer Mischung von Malereien und Installationen, um die Besucher durch die Ausstellung zu leiten. Jede Arbeit war mit einem Etikett mit dem Namen des Schülers/der Schülerin gekennzeichnet. Flugblätter mit einer kurzen Einführung wurden in Englisch und Französisch an Besucher verteilt.

Die Brüsseler Schülerzeitung 'Connection', pünktlich zum 50. Jahrfeier der Schule neu erschienen, brachte zwei Artikel über die Ergebnisse: einen Artikel über Kreativität und interkulturelle Zusammenarbeit [auf Französich] und einen Artikel über die Ausstellung selbst [auf Englisch].

Das Internationale wissenschaftliche und technologische Kooperationsprogramm der Europäischen Kommission berichtete darüber.

Eine Presseerklärung auf Französisch ist hier einsehbar.