Meeresschutzzonen (MSZ, im Englischen MPA, Marine Protected Areas) sind Zonen, die unterschiedliche Schutzgrade vor Eingriffen des Menschen für den Lebensraum und die Arten bieten, die in diesem Meeresraum leben. Sie können ähnliche Ziele verfolgen wie Schutzgebieten an Land, obwohl sie oft schwerer durchzusetzen sind. Die technologischen Fortschritte in Schiffen, Fanggeräte und Positionierungs-und Fisch-Ortungsgeräten sind so dramatisch, dass viele bisherige de facto Naturschutzgebiete (z.B. in Gebieten mit schweren Felsbrocken auf dem Meeresboden oder in der Nähe der Grenze des Polareises) mittlerweile für moderne Fischereifahrzeuge zugänglich geworden sind.

Staats-und Regierungschefs auf dem Weltgipfel für nachhaltige Entwicklung haben anerkannt, dass die gewöhnlichen technischen Maßnahmen, wie Erhöhung der Maschenweiten um untermaßige Fische durch das Netz schlüpfen zu lassen, angesichts der massiven Überkapazitäten der Fischereiflotten nicht ausreichend wären. In dem Umsetzungsplan von Johannesburg (JPOI) haben sich die Regierungen unter anderem wie folgt verpflichtet:

30 (d) Förderung der Anwendung des Ökosystem-Ansatzes bis zum Jahr 2010 in Anbetracht der Erklärung von Reykjavik über verantwortungsvolle Fischerei im marinen Ökosystem und der Entscheidung V/6 der Konferenz der Vertragsparteien des Übereinkommens über die biologische Vielfalt;

31 (a) Bestände zu erhalten oder auf ein Niveau wiederherzustellen, das den maximalen nachhaltigen Ertrag ermöglicht, mit der Vorgabe, dieses Ziel für erschöpfte Bestände dringend und nach Möglichkeit spätestens bis 2015 zu erreichen;

32 (c) die Nutzung der vielfältigen Ansätze und Instrumente, einschließlich des Ökosystem-Ansatzes, die Beseitigung destruktiver Fangmethoden, die Einrichtung von Meeresschutzzonen, im Einklang mit dem Völkerrecht und auf der Grundlage wissenschaftlicher Informationen, sowie auch von repräsentativen Netzwerken von MSZ bis zum Jahr 2012 und die zeitliche / und räumliche Schließung von Gebieten für den Schutz der Kinderstube und Reproduktionsperioden, ordnungsgemäße Küstenlandnutzung und Wasserscheide-lanung sowie die Integration von Meeres- und Küstenbewirtschaftung in Schlüsselsektoren entwickeln und erleichtern;

Siehe hier den vollständigen Wortlaut des Kapitel 4 des JPOI über natürliche Ressourcen hier.

Einige Fischer haben die Einrichtung von Meeresschutzzonen heftig kritisiert und bekämpft als teuer und ineffektiv. Doch wo immer die Fischerei ausgeschlossen oder in einem Gebiet drastisch reduziert wurde, haben sich die Ökosysteme erholt und die Dichte und Größe der Arten hat zugenommen. Ein unfreiwilliger Nachweis der Wirksamkeit ist z.B. die Küstenzone von Brunei Darussalam, wo die Regierung nur eintägige Fischausfahrten erlaubt. Während das ursprüngliche Ziel war, Interferenzen mit Erdölförderung zu vermeiden, sind die positiven Auswirkungen auf die biologische Vielfalt des Meeres und die allgemeine Gesundheit des Meeresökosystems groß.

Doch viele nominelle Meeresschutzgebiete - bis vor kurzem waren höchstens 1% der Ozeane auf dem Papier in dieser Kategorie - sind nicht unbedingt in der Praxis geschützt. Tatsächlich gelangte eine aktuelle Studie zu der Schlußfolgerung, dass selbst wenn mehr Bereiche als geschützt erklärt würden, es in der Praxis sehr schwierig ist, die Regeln wirksam durchzusetzen, so lange wie schwache Polizei und massive Überkapazität der Flotten Betrügereien attraktiv machen. Das ist leider in mehreren westafrikanischen Ländern konkret zu sehen. Allerdings sind Bemühungen im Gange, um effizienter von Küstengemeinden geschützte Gebiete zu etablieren, wie z.B. in Joal, Senegal, mit Hilfe des WWF. Der Parc National du Banc d'Arguin in Mauretanien und andere geschützte Gebiete in der Region, wie die Bijagos Inseln in Guinea-Bissau, sind lange durch eine internationale Stiftung, FIBA, unterstützt worden, um die einzigartigen Feuchtgebiete und küstennahen Lebensräumen in Westafrika zu erhalten.

In Kalifornien findet eine erhitzte Debatte über die Kosten und die Effektivität eines neuen Meeresschutzgebieten statt. "... Meeresbiologin Jennifer Caselle an der UCSB und ihre Kollegen untersuchen diese Behauptungen.[1] Ihr Team untersuchte 10 Fischerei-Sperrzonen und zwei Gebiete mit Fischereirestriktionen im Jahr 2003 innerhalb des 100 Kilometer langen Channel Islands National Marine Sanctuary vor Santa Barbara. Die Wissenschaftler fanden heraus, dass die Anzahl und Größe der Fische die den Schutz genossen hatten größer war als außerhalb der Schutzzone. Sie fanden auch, dass das Ökosystem insgesamt gesünder war, mit mehr Tiere hoch im Nahrungsnetz wie Langusten und California Lippfisch, die helfen, Seeigel unter Kontrolle zu halten. Da die Seeigel auf Seetang grasen - ein wichtiger Lebensraum für viele Fischarten – sagt Caselle, dass "die zunehmende Fülle von ‘Raubfischen’ helfen kann, den Übergang von produktiven Seetangwälder in unproduktive Seeigel-Brachland zu verhindern".[2]

Fischer sind nicht immer gegen MSZ. Wo sie pro-aktiv in der Bewegung zu deren Entstehung beteiligt waren, sehen sie diese als Schutz für ihre eigene Zukunft an, anstatt sie nur als Ausschluss-Mechanismus wahrzunehmen, wobei sie sozial und wirtschaftlich zB gegenüber dem Erholungstourismus verlieren. Dann finden sie sogar viele Gemeinsamkeiten mit der Naturschutz-Bewegung und Organisationen der Zivilgesellschaft wie WWF, die schon lange für marine Biodiversitätsforschung und MSZ in verschiedenen Ländern kämpfen.

Wenn Sie ein bisschen tiefer graben und schauen, welche Kriterien an MSZ zu legen sind, damit das angestrebte Ziel am effektivsten erreicht warden kann, werfen Sie einen Blick auf ein MSZ Design-Werkzeug, das von einem Konsortium aus der internationalen wissenschaftlichen Zusammenarbeit angeboten wird.

Wenn Sie mehr über bestehende MPAs erfahren wollen, werfen Sie einen Blick auf die MSZ Welt-Datenbank: klicken Sie hier.

Eine große Kampagne zum Schutz der Chagos-Inseln unter Wahrung der Rechte der Ureinwohner, erzielte einen großen Erfolg als die britische Regierung zum 1 April 2010 ein großes Stück Meer zur MSZ erklärte. Erfahren Sie von dem Erfolg, halten Sie das Interesse daran wach und tragen Sie dazu bei, dass die Regierung das ausgewiesene Gebiet auch wirksam schützt.

Wenn Sie mehr über den engagierten Schutz der Meeresschildkröten in in der ganzen Welt erfahren möchten, besuchen Sie die Website des Turtle Conservation Fund, eine gemeinnützige Sammelorganisation, die u.a. regelmäßig Newsletter produziert und auch Möglichkeiten anbietet, sich selbst zu engagieren.

Eine Broschüre mit wissenschaftlichen Kriterien und Leitlinien für die MSZ und ihre Netzwerke im offenen Ozean, Gebieten und Lebensräumen der Tiefsee wurde von der 9. Konferenz der Vertragsparteien des Übereinkommens über die biologische Vielfalt (CBD) für die Azoren genehmigt, doch wird angenommen, dass sie breitere Anwendbarkeit haben. Sehen Sie sich die wunderschön illustrierte Broschüre hier an.

Die CBD-Webseite hat viele Ressourcen in Bezug auf Schutzgebiete als Eckpfeiler des Artenschutzes und der Rehabilitation. Es gibt keinen Mangel an Richtlinien, Methoden und Erfahrungensberichten, um von anderen zu lernen und nicht das Rad neu zu erfinden. E-Learning-Führer machen 16 Module leicht zugänglich, wenn Sie die Problematik besser verstehen wollen, und Ihnen helfen, Ihre eigenen Anstrengungen effektiver einzusetzen.

Der WWF nennt Meeresschutzzonen zu recht eine intelligente Investition in die Gesundung des Ozeans. Hier gibt's den Bericht (auf Englisch).


[1] Hamilton, S.L., J.E. Caselle, D.P. Malone and M.P. Carr, 2010. Proc.Natl.Acad.Sci. USA doi:10.1073/pnas.0908091107 (2010).

[2] Zitat aus Dalton, R., 2010. Reserves 'win-win' for fish and fishermen. Nature, 463:1007. (freie Übersetzung)