Die Ozean-Konferenz der Vereinten Nationen 2025 (UNOC3) ist für Juni 2025 in Nizza, Frankreich, geplant. Costa Rica und Frankreich sind die Mitorganisatoren. Die UNOC3 soll ein stärkeres politisches, finanzielles, technisches und gesellschaftliches Engagement zur Unterstützung der Umsetzung des Ziels 14 für nachhaltige Entwicklung (SDG 14) mobilisieren: Erhaltung und nachhaltige Nutzung der Ozeane, Meere und Meeresressourcen für eine zukunftsfähige Entwicklung (SDG 14). Ein umfassender Vorbereitungsprozess mit Konferenzen z. B. in Costa Rica im Juni und bei den Vereinten Nationen in New York im Juli 2024 ist im Gange. Es wurden zehn Themen festgelegt, die das Programm in Nizza bestimmen sollen. Sie stehen im Mittelpunkt der so genannten Ocean Action Panels. Mundus maris hat sich an der öffentlichen Befragung beteiligt, um drei dieser Themen zu unterstützen.

Ocean Action Panel 1: Förderung eines nachhaltigen Fischereimanagements einschließlich der Unterstützung handwerklicher Fischer.

Frage 1: Welche transformativen Maßnahmen müssen ergriffen werden, um den Fortschritt zu beschleunigen?

Antwort:

Die vielversprechendsten transformativen Maßnahmen bestehen aus einem dreiteiligen Ansatz: (a) das Fischereimanagement auf eine solidere Grundlage stellen, indem nur das entnommen wird, was nachwachsen kann. Nur so können sich überfischte Populationen erholen und die verlorene Produktivität zurückgewonnen werden (b) schädliche Fischereisubventionen beenden, die eine fortgesetzte Überfischung begünstigen, und (c) die freiwilligen Leitlinien für die Sicherung einer nachhaltigen handwerklichen Fischerei (SSF) von der nationalen bis zur lokalen Ebene umsetzen. Dies bedeutet auch die Anerkennung und Unterstützung der Rolle von Männern und Frauen entlang der Wertschöpfungsketten.

Frage 2: Welche Belege können Sie für neue Arbeitsweisen/Partnerschaften anführen, die SDG 14 unterstützt haben?

Antwort:

  1. „Die Grundsätze einer ökosystembasierten nachhaltigen Fischerei sind klar und nicht schwierig: weniger entnehmen, als nachwächst; die Fische wachsen und sich vermehren lassen, bevor sie gefangen werden; Fanggeräte verwenden, die die Umwelt und andere Arten nur geringfügig beeinträchtigen; Zufluchts- oder Nichtentnahmegebiete als Reservoirs für die genetische Vielfalt einrichten und funktionierende Nahrungsnetze durch eine reduzierte Befischung von Futtersorten wie Sardellen, Sardinen, Hering oder Krill aufrechterhalten." (freie Übersetzung des englischen Originals) Quelle: Froese, R. and Pauly, D., 2024. Taking stock of global fisheries. Current stock assessment models overestimate productivity and recovery trajectory. Science, 385(6711):824-825Science, 385(6711):824-825.
    Die FAO-Mitgliedsstaaten sollten den Ökosystemansatz für die Fischerei in Verbindung mit der Einrichtung von Meeresschutzgebieten zur Wiedergewinnung der Ressourcen umsetzen, der seit langem als notwendig angesehen wird. Sie können nun die neuen, weniger datenintensiven und robusteren Methoden anwenden, die nicht nur in Industrieländern, sondern auch im globalen Süden funktionieren.
    Die EU sollte ihre Politik des Verbots der Überfischung durchsetzen und sich bei der Festlegung der Fangquoten auf Ressourcenbewertungen stützen, die auf Vorsorgeprinzipien beruhen. Dies entspricht insbesondere den globalen Nachhaltigkeits-Zielen SDG 14.2, 14.4 und 14.5.

  2. Die Mitglieder der Welthandelsorganisation (WTO) haben die Frist für SDG 14.6 im Jahr 2020 verpasst. Auf der Ministerkonferenz 2022 wurde eine erste Vereinbarung zum Abbau schädlicher Fischereisubventionen getroffen. 56 Länder haben ihre Annahmeurkunden hinterlegt, doch für das Inkrafttreten sind zwei Drittel der 164 WTO-Mitglieder erforderlich. In der Zwischenzeit laufen Verhandlungen, um einen Konsens über ein wirksameres zweites Abkommen zu erzielen, das letztendlich die Einstellung der schädlichen Fischereisubventionen im Einklang mit dem SDG-Ziel 14.6 bewirkt.

  3. Handwerkliche Fischer, Fischereiorganisationen und indigene Gemeinschaften sind in hohem Maße von gesunden und produktiven Ressourcen und funktionierenden Ökosystemen, anerkannten Besitzverhältnissen, Zugang zu Märkten und sozialen Dienstleistungen abhängig, um ihren Lebensunterhalt nachhaltig zu sichern. Zwischen diesen Ressourcennutzern und den Organisationen der Zivilgesellschaft, die sich für den Umweltschutz einsetzen, muss eine engere Zusammenarbeit entwickelt werden. Die Zusammenarbeit mit nationalen Regierungen, Wissenschaftlern und internationalen Organisationen kann ein gerechtes Fischereimanagement im Sinne der Nachhaltigkeit ermöglichen. Der „Aufruf zum Handeln der handwerklichen Fischer“ ('Call to Action from Small-Scale Fishers' (SSF)) in Kombination mit den „Verhaltensregeln“ ('Rules of Conduct') für die Zusammenarbeit mit SSF zeigt, wie eine solche koordinierte Anstrengung die Zusammenarbeit für ein nachhaltiges und gerechtes Fischereimanagement aufbauen kann. Mundus maris hat darüber hinaus integrative partizipative Methoden erprobt, um die SSF-Leitlinien durch dialogbasierte Stärkung der Kapazitäten im sicheren Raum der SSF-Akademie ( SSF Academy) zu operationalisieren. Dort ist jeder willkommen, um zu robusten und lokal angepassten Lösungen beizutragen. Dies alles entspricht dem SDG-Ziel 14.b.

Auf der UNOC3 treffen Regierungsvertreter und ein breites Spektrum von Anspruchsberechtigten und Interessengruppen mit unterschiedlichen Fachkenntnissen und Erfahrungen zusammen. Ihr Dialog bietet die Möglichkeit, Wege für den dringend erforderlichen Wandel zu sondieren, der die Umsetzungslücke schließen wird.

Stichworte: Mitbestimmung, Ökosystembasiertes Management

Ocean Action Panel 2:Erhaltung, nachhaltige Bewirtschaftung und Wiederherstellung von Meeres- und Küstenökosystemen, einschließlich Tiefseeökosystemen.

Frage 1: Welche transformativen Maßnahmen müssen ergriffen werden, um den Fortschritt zu beschleunigen?

Antwort:

Ein Moratorium für den Tiefseebergbau ist unerlässlich, um potenziell irreversible Schäden zu verhindern. Solange die Tiefsee-Ökosysteme und ihre Bedeutung für den Ozean als Ganzes nicht besser erforscht und dokumentiert sind und die negativen Auswirkungen nicht eingedämmt werden, darf der Bergbau nicht zugelassen werden. Mehr nationale Regierungen müssen sich bei der Internationalen Meeresbodenbehörde (ISA) für dieses Moratorium einsetzen. Sie müssen den Bedenken Gehör schenken, die von der Wissenschaft, der Zivilgesellschaft, den indigenen Völkern und Gemeinschaften sowie von Jugendgruppen ausführlich geäußert wurden. Die dritte UN-Ozeankonferenz ist ein hervorragender Rahmen, um einen breiteren Konsens zum Schutz der Struktur und des Funktionierens aller Meeresökosysteme zu erreichen.

Frage 2: Welche Belege können Sie für neue Arbeitsweisen/Partnerschaften anführen, die SDG 14 unterstützt haben?

Antwort:

Unter dem Dach der 2004 gegründeten Deep Sea Conservation Coalition (DSCC) engagieren sich weltweit mehr als 120 Nichtregierungsorganisationen (NGOs), Fischereiverbände sowie Rechts- und Politikinstitute für den Schutz der gefährdeten Tiefsee-Ökosysteme. Die Lobbyarbeit der Vereinigung und ihre Kompetenz, einen lösungsorientierten Dialog zu unterstützen, haben einen Konsens über den BBNJ-Vertrag ermöglicht und dazu geführt, dass bisher 32 Länder ein Moratorium oder ein Verbot des Tiefseebergbaus unterstützt haben. Die Arbeit der Koalition veranschaulicht, dass ein konsequenter sektorübergreifender Dialog und eine Zusammenarbeit die Köpfe und Institutionen auf Vereinbarungen zugunsten des Meeresschutzes lenken können.

Stichworte: Moratorium, sektorübergreifende Zusammenarbeit, Verhandeln zum Schutz der Ozeane

Ocean Action Panel 8: Verstärkung der wissenschaftlichen Zusammenarbeit, des Wissens, des Aufbaus von Kapazitäten, der Meerestechnologie und der Bildung zur Stärkung der Schnittstelle zwischen Wissenschaft und Politik für die Gesundheit der Ozeane.

Frage 1: Welche transformativen Maßnahmen müssen ergriffen werden, um den Fortschritt zu beschleunigen?

Antwort:

Die beispiellosen Herausforderungen für die Gesundheit der Ozeane durch Überfischung, Klimawandel und Verschmutzung erfordern eine verstärkte wissenschaftliche Zusammenarbeit im Bereich der Ozeane von der globalen bis zur lokalen Ebene. Dies ist am effektivsten, wenn es in Kombination mit dem Ausbau der wissenschaftlichen Kapazitäten und der Kenntnis der Ozeane geschieht. Die Bürger sind die Experten für die Auswirkungen, die in integrative Prozesse einbezogen werden müssen.

Frage 2: Welche Belege können Sie für neue Arbeitsweisen/Partnerschaften anführen, die SDG 14 unterstützt haben?

Antwort:

Beispiele für eine sehr breite internationale wissenschaftliche Zusammenarbeit, die zu globalen, öffentlich zugänglichen Informationssystemen geführt hat, sind

- FishBase.org - ein globales Informationssystem zur biologischen Vielfalt, das alle der Wissenschaft bekannten Meeres- und Süßwasserfische abdeckt, derzeit 35.700 Arten, 330.100 gebräuchliche Namen in 348 Sprachen, zusammengestellt aus 62.000 Referenzen in Zusammenarbeit mit über 2.500 Partnern. Die Datenbank bietet auch eine Reihe von Analysetools, die z. B. für das Fischereimanagement nützlich sind. 700.000 Besuche/Monat

- SeaLifeBase.org - ein globales Informationssystem zur biologischen Vielfalt, das potenziell alle Meeresorganismen, die nicht zu den Fischen gehören, erfasst, derzeit 71 400 Arten. Es verwendet die taxonomische Struktur des Catalogue of Life, die ihrerseits durch von Experten überprüfte taxonomische Daten des World Register of Marine Species ergänzt wird. 600.000 Besuche/Monat

- Aquamaps.org - ein globales Projekt zur Modellierung der Artenverteilung von FishBase und SeaLifeBase, das auf der Grundlage der Umwelttoleranzen der Arten Vorhersagekarten des natürlichen Verbreitungsgebiets aquatischer Arten erstellt, derzeit >33.500 Arten

Diese drei Informationssysteme werden von Quantitative Aquatics, Inc. betrieben, einer wissenschaftlichen Non-Profit-Organisation mit Sitz auf den Philippinen, die von einem internationalen Konsortium wissenschaftlicher Einrichtungen wissenschaftlich betreut wird.

Durch Zusammenarbeit bei der Entwicklung einer einfachen Benutzeroberfläche ist die FishBase Guide App für Android-Geräte entstanden, die in jedem Land mit den gebräuchlichen Namen durchsucht werden kann, um z. B. auf das Interesse von Erzeugern und Verbrauchern zu reagieren, ausgewachsene Fische für den menschlichen Verzehr zu kaufen und Jungfische zu vermeiden, oder um die App für Bildungszwecke zu nutzen. Ebenso wird eine Zusammenarbeit angestrebt, um eine spezielle Benutzeroberfläche in SeaLifeBase einzurichten, die dazu beitragen soll, das Einschleppen von Arten durch den Seeverkehr zu verringern.

- SeaAroundUs.org - ist eine vernetzte Forschungsinitiative an der University of British Columbia, die die Auswirkungen der Fischerei auf die Meeresökosysteme der Welt bewertet und einer Reihe von Interessengruppen Lösungen zur Verringerung der Auswirkungen anbietet. Sie stellt Fischerei- und fischereibezogene Daten in Größenordnungen dar, die ökologische und politische Relevanz haben, z. B. nach Ausschließlichen Wirtschaftszonen, Hochseegebieten oder großen marinen Ökosystemen.

Insgesamt haben diese wissenschaftlichen Informationssysteme ihren Wert für Analysen und den Ausbau von Kapazitäten, die Unterstützung des Fischereimanagements und eine breitere Öffentlichkeitsarbeit bereits unter Beweis gestellt. Zum Beispiel durch die vielversprechende Verwendung in Spielansätzen und in einem von Mundus maris entwickelten und derzeit in der Testphase befindlichen Biodiversitäts-Rollenspiel für junge Erwachsene. Sie spielen somit eine wichtige Bedeutung bei der Förderung des Wissens über die Ozeane und der Schnittstelle zwischen Wissenschaft und Politik für die Gesundheit der Ozeane, wie es im SDG 14.8 gefordert wird.

UNOC3 kann ein Forum sein, um weiteren Bedarf und Möglichkeiten der Zusammenarbeit an spezifischen Schnittstellen zu artikulieren, die eine noch breitere Nutzung und Weiterentwicklung dieser wirkungsvollen frei zugänglichen Ressourcen ermöglichen.

Stichworte: Globale Informationssysteme zu Biodiversität und Fischerei, Ozean-Kompetenz, Open Access

Weitere Informationen über UNOC3 finden Sie hier, insbesondere über die Konsultation der Interessengruppen hier.

Deutsche Übersetzung von Claudia Mense.