Dies war die erste Leitveranstaltung der Initiative zur Regeneration der Meere und Gewässer, einer großen europäischen Initiative zur Verhinderung von Verschmutzung, zum Schutz der biologischen Vielfalt und zur Entwicklung nachhaltiger Aktivitäten in unseren Meeren und Gewässern bis 2030. Die Teilnehmer des Forums hatten die Gelegenheit, sich einen Eindruck vom ersten Jahr der Umsetzung der Mission zu verschaffen und ein erstes Portfolio von Projekten und Maßnahmen zur Erreichung der Ziele der Mission vorzustellen. Der ganze Tag mit vielen kurzen Präsentationen wurde von längeren Pausen unterbrochen, um Diskussionen und Networking zu ermöglichen. Mundus maris präsentiert nachfolgend einige Eindrücke.
Während der Eröffnungsansprache sagte Virginijus Sinkevičius, Mitglied der Europäischen Kommission für Umwelt, Ozean und Fischerei, aus der Ukraine zugeschaltet: "Diese Maßnahme ist dringend notwendig. Die Erhaltung und Wiederherstellung der Gesundheit unseres Ozeans und unserer Gewässer bedeutet, unser Leben und alles Leben auf diesem Planeten zu schützen. Nur wenn wir unsere Anstrengungen bündeln, können wir Meereslebensräume regenerieren, Fischpopulationen wieder aufbauen und unsere blaue Wirtschaft nachhaltiger gestalten. Dank der von der EU finanzierten Projekte, der Forschung, des bürgerschaftlichen Engagements und der wachsenden Zahl von Organisationen sind wir auf dem besten Weg, diese wichtige Aufgabe zu erfüllen.“
Charlina Vitcheva, Generaldirektorin der GD Maritime Angelegenheiten und Fischerei (siehe Foto oben), erinnerte daran, dass die Initiative, die im September 2021 offiziell angekündigt wurde, das regionale Engagement und die lokale Zusammenarbeit durch gebietsbezogende sogenannte "Leuchttürme" in den großen Meeres- und Flussbecken unterstützt: Atlantik-Arktis, Mittelmeer, Ostsee-Nordsee und Donau-Schwarzes Meer. Die Leuchttürme der Initiative dienen der Erprobung, der Demonstration, der Entwicklung und dem Einsatz der Sanierungsmaßnahmen der Initiative in den Meeren und Flusseinzugsgebieten der EU. Eine "Flutwelle von Geldern", die durch eine Reihe von Mechanismen von Horizont Europa (Forschung), Darlehen der Europäischen Investitionsbank, regionalen Fonds und anderen mobilisiert wird, soll die geringe Aufmerksamkeit, die dem Meer früher zuteil wurde, wieder wettmachen. Zu den thematischen Schwerpunkten gehören die Energiewende und ein besseres Fischereimanagement, das auch die Nachbarländer einbezieht. Ziel ist es, die Aufmerksamkeit aller auf die dringende Notwendigkeit zu lenken, die Meere und Binnengewässer wieder in einen intakten Zustand zu versetzen. Frau Vitcheva rief enthusiastisch zum Engagement der Bürger auf, um das Ziel der Regeneration mit Leben zu füllen. Leider erwähnte sie jedoch keine konkreten Maßnahmen - Maßnahmen, die längst überfällig sind, wie die Reduzierung der schlimmsten Formen der Grundschleppnetzfischerei.
Diesem Appell an ein breiteres Engagement war eine schöne Tanzperformance vorausgegangen. Die Ausarbeitung von ehrgeizigen Zielen wird in Kürze in einem neuen Strategiepapier der Öffentlichkeit vorgestellt werden. Charlina Vitcheva erinnerte alle Teilnehmer daran, dass die Meere und Gewässer nicht nur in statistischen Zahlen zum Ausdruck kommen, sondern auch in der Luft, die wir atmen, in dem Fisch, den wir essen, in den Kulturen und Gefühlen der Menschen. Eine gute Anregung, Geist, Körper und Herz für die Herausforderungen der Regenerierung bis 2030 einzusetzen.
Forschung und Innovation sind ein wichtiger Bestandteil der Initiative, der in alle geografischen und thematischen Komponenten einfließt. Am Vortag des Treffens gab die Kommission die Finanzierung von 20 neuen Projekten im Rahmen des Programms Horizont Europa in einer Vielzahl von Bereichen bekannt. Die meisten mit der Möglichkeit, einen Beitrag zur Initiative leisten können.
REMEDIES ist eines dieser Projekte, das sich auf die Verringerung der Wasserverschmutzung durch Kunststoffe konzentriert. Uroš Novak vom Kemijski-Institut in Slowenien (rechts auf dem Foto) ist der Koordinator und war auch einer der Redner auf dem Forum im Rahmen der Mittelmeer-Runde.
Er zeigte sich zuversichtlich, dass technologische Lösungen entwickelt werden können, wobei der Schwerpunkt darauf liegt, die Einführung und Nutzung rentabel zu machen. So sollen qualifizierte Menschen in der Region bleiben und unter ausreichend attraktiven Bedingungen z. B. an der Beseitigung von Kunststoffen aus dem Wasser, an abfallfreien Kosmetika und mehr arbeiten. Er geht davon aus, dass das Projekt 400 Tonnen Plastikmüll für das Upcycling sammeln und 33 Ländern und Regionen rund um das Mittelmeer zugute kommen wird.
Mario Dogliani (mit Mikrofon in der Mitte), der die SDG4MED - Sustainable Development Goals for the Mediterranean - vertrat, betonte die Bedeutung des Schutzes dieser Region, in der 13% des weltweiten Seeverkehrs abgewickelt werden, in der etwa 60.000 Fischer leben und die rund 650 Millionen Einwohner zählt, ganz zu schweigen von den Touristen. Der Aufbau einer starken Zusammenarbeit im Bereich der Meeresschutzgebiete sei der Schlüssel zur Wiedergesundung des Mittelmeers.
In ähnlicher Weise stellten die Podiumsteilnehmer Initiativen und Ansätze vor, die sich eher auf die Nord- und Ostsee beziehen. Ghada El Serafy (Zweite von links) von Deltares sprach zum Beispiel darüber, dass die Aquakultur auf niedriger trophischer Stufe als Mittel zur Wiederherstellung der biologischen Vielfalt eingesetzt werden kann und dass künstliche Riffe zum Schutz und zur Schaffung von Lebensräumen genutzt werden können. In ähnlicher Weise berichtete Laura Maragna (Zweite von rechts) von EU4Algae, dass die 400 Mitglieder der Organisation viele sinnvolle Möglichkeiten zur Nutzung von Algen entwickeln.
Die verschiedenen Referenten stellten ein breites Spektrum von Projekten und Initiativen vor, die auf sehr unterschiedlichen Ebenen tätig sind oder tätig werden wollen. Die Bandbreite reichte von der Bearbeitung von Problemen, die das gesamte Mittelmeer betreffen, bis hin zu sehr lokalen Aufgabenstellungen oder der Förderung einzelner Produkte als Lösungen für größere Herausforderungen.
Die Vielfalt war groß, wobei alle Redner die Gelegenheit nutzten, ihre spezifischen Projekte und Aktivitäten im Sinne der Initiative vorzustellen. Der straffe Zeitplan ließ keine Zeit für detaillierte Erklärungen oder Fragen aus dem Publikum.
Daher waren die Pausen besonders wertvoll für Diskussionen und Networking.
Die Ambitionen waren in der Regel hoch, aber die meisten Redner räumten auch ein, dass die Ziele ohne eine stärkere Einbindung der Bürger und ihrer Organisationen schwer zu erreichen seien. Kaum jemand sprach darüber, welche Arten von Aktivitäten oder Produktions- oder Vermarktungsprozessen sich konkret ändern müssten, um die Wiederherstellung des Ozeans bis 2030 zu erreichen. Was sich ändern muss, stand nicht so sehr im Mittelpunkt, sondern vielmehr das Vorbringen neuer Ideen in der Erwartung, dass sie aufgegriffen werden, sobald der grundsätzliche Beweis der Funktionsfähigkeit erbracht ist.
Die Leitung der Kampagne muss die Ergebnisse und Hindernisse auf dem Weg dorthin überwachen, um auf neue Maßnahmen hinzuweisen, die in der Folge ergriffen werden müssen.
Spyros Kouvelis, Mitglied des Vorstands der Initiative, erinnerte die Zuhörer daran, dass die maritime Wirtschaft nach Schätzungen der OECD zwar etwa so groß ist wie die Kanadas und sich bis 2030 verdoppeln soll, dass aber die Investitionen nur etwa 4% der 40 Billionen Dollar ausmachen, die verwaltet werden. Dies stellt zwar eine Verbesserung dar, wenn es darum geht, das Ziel 14 für nachhaltige Entwicklung (SDG14) zur erreichen, das vor Jahren aufgestellt wurde, doch muss in etablierten Sektoren wie Fischerei, Aquakultur, Tourismus, Küsteninfrastruktur usw., aber auch in neueren Bereichen wie der erneuerbaren Energie und Biotechnologie noch viel mehr getan werden.
Er schloss mit der Warnung, dass bei aller Begeisterung für neue Investitionen und neue Großprojekte und Kampagnen die soziale Gerechtigkeit nicht vernachlässigt werden dürfe, wenn die Ziele der Wiederherstellung der Nature und Nachhaltigkeit erreicht werden sollen.
Sheila Heymans, Exekutivdirektorin des European Marine Board, wies auch darauf hin, dass die Zusammenarbeit zwischen Wissenschaft und Politik nicht nur aus Informationen über Forschungsergebnisse bestehe. Bürgerengagement und Bürgerwissenschaft müssten ein fester Bestandteil der Initiative zur Regeneration sein.
Dies wurde auch von den Rednern auf dem Podium und in den Schlussworten von Pascal Lamy, dem Vorsitzenden des Ausschusses für die Initiative "Regeneration unseres Ozeans und unserer Gewässer", bekräftigt.
Wir stehen erst am Anfang einer gewaltigen Aufgabe, bei der wirklich alle mit anpacken müssen. Das Programm mit allen Rednern finden Sie hier.
Deutsche Übersetzung von Claudia Mense.