Die Rolle der CAMLR für Klimaschutz, Biodiversität und Fischerei

Die Konvention zur Erhaltung der lebenden Meeresschätze der Antarktis (CAMLR-Konvention) geht auf den Antarktisvertrag zurück und ist damit fest mit einem politischen Vertrag verbunden. Sie hat auch ihre eigenen bewährten Konventionsgrundsätze, einschließlich der Ausweisung von Meeresschutzgebieten (MPAs) als ständigen Tagesordnungspunkt seit 2002.

Die Konvention über die biologische Vielfalt (CBD) 2011-2020 (die derzeit für 2030 aktualisiert wird) und das UN-Nachhaltigkeitsziel 14 (SDG 14) fordern bis 2020 mindestens 10 % der Küsten- und Hochseegebiete als MPAs. Bisher jedoch sind nur 7,56 % des Weltmeeres nominell geschützt. Davon sind nur 1,18% als MPAs auf hoher See ausgewiesen.

Die Kommission der CAMLR (CCAMLR) hat 2009 die Ausweisung des südlichen Schelfgebiets der Süd-Orkney-Inseln als MPA erreicht, die erste MPA außerhalb von nationaler Zuständigkeit. CCAMLR hat auch die Umsetzung des Ross Sea MPA, des größten Meeresschutzgebiets der Welt, geleitet.

Es wurden jedoch mehrere andere wichtige MPA vorgeschlagen, die allerdings noch ausstehen. Dazu gehört auch der Antrag zum Schutz von > 3,2 Mio. km2 des Südlichen Ozeans (Weddellmeer, Antarktische Halbinsel), der auf der 40. Sitzung der CCAMLR (40. Sitzung der Commission Opens | CCAMLR ) im Oktober 2021 erneut gescheitert. Russland und China haben nicht ihre Zustimmung zu dieser neuen Maßnahme erteilt. Kommerzielle Interessen ihrer Fernfischereien, insbesondere auf  Riesen-Antarktisdorsch (Dissostichus mawsoni und D. eleginoides – auch „weißes Gold“ genannt) und Krill waren die Hauptgründe. Zu beachten ist, dass langlebige Seehechtspezies als Schlüsselarten große Bedeutung in der oberen Stufe des Nahrungsnetzes der Antarktis zukommt, während Krill (Euphausia superba) eine Schlüsselart im unteren Bereichs des Nahrungsnetzes ist. Aufgrund von Veränderungen im Nahrungsnetz, die hauptsächlich durch die kommerzielle Fischerei verursacht werden, weist letztere bereits eine reduzierte Bestandsdichte auf.


 

Der Wissenschaftliche Ausschuss hat Pläne für ein langfristiges ökosystembasiertes Managementsystem für die Krillfischerei in der Antarktis gebilligt. Dieses soll der Erwärmung und Versauerung der Gewässer standhalten. Es schließt ein Fangverbot ein, das von der Association of Responsible Krill Harvesting Companies (Vereinigung verantwortungsbewusster Krillfischerbetriebe) freiwillig ausgesprochen wurde. Sie repräsentieren etwa 85 % aller Krillfischereien. Allerdings scheint dies nur ein kleiner Schritt nach vorne zu sein im Hinblick auf den langfristigen wissenschaftlichen und politischen Prozess, der zur Bewerbung des Meeresschutzgebietes Wedell Sea MPA (WSMPA) bereits geführt wurde.

Teschke und Koautoren beschreiben den Prozess in einem kürzlich (2021) erschienenen Artikel in der Zeitschrift Marine Policy mit dem Titel „Planning marine protected areas under the CCAMLR Regime – The case of the Weddell Sea (Antarctica)“. Sie beschreiben die Herausforderung, das Gebiet wissenschaftlich zu definieren, alle Daten zu sammeln und zu analysieren sowie 18 ökologische und 57 Umweltmerkmale zu kartieren. Das Gebiet ist in drei Bewirtschaftungszonen unterteilt: (i) die Allgemeine Schutzzone (GPZ), (ii) die Besondere Schutzzone (SPZ) und (iii) die Fischereiforschungszone (FRZ). Der laufende politische Dialog strebt die Zustimmung aller Mitglieder an, einen Managementplan auf der Grundlage der besten verfügbaren wissenschaftlichen Erkenntnisse zu entwickeln. Die Autoren kommen in dem Artikel zu dem Schluss, dass angesichts der festgefahrenen CCAMLR-Verhandlungen ein Durchbruch auf viel höheren politischen Ebenen wie G7/8 oder G20, d.h. über den Antarktisvertrag hinaus, erforderlich sei.