Definition:
In ihrer allgemeinsten Form bedeutet Überfischung, dass Menschen mehr Fische und andere Organismen aus dem Meer (und im Süßwasser) herausnehmen, als die betroffenen Ökosysteme regenerieren können. Das Ergebnis ist, dass je mehr gefischt wird, desto weniger kann abgeerntet werden. Anhaltende Überfischung kann das Verschwinden (ganz oder zumindest kommerziell) einer ehemals reichen Ressource herbeiführen.
-
Wenn wir viele Fischbabies fangen und sie nicht zu der Größe wachsen, bei der sie sich normalerweise reproduzieren und eine Fischerei aufrecht erhalten können, nennen wir das Rekrutierungsüberfischung. Wir fangen nicht nur viel weniger als auf einer nachhaltigen Basis möglich wäre, sondern gefährden die gesamte Existenz dieser produktiven Ressource. Wenn arme Leute aus Mangel an Alternativen fangen, was sie können und ruinieren in diesem Prozess ihre eigenen Existenzgrundlagen, nennen wir das Malthusische Überfischung.
-
Wir unterscheiden auch eine wirtschaftliche Form der Überfischung, wenn nämlich wir für die Fischerei mehr Produktionsmittel verwenden als wirtschaftlich sinnvoll ist und keinen Mehrwert für die Gesellschaft erzeugen (zB wenn Regierungen schlechte Subventionen für die Fischereiflotte zahlen, die bereits eine Ressource überfischt hat). Das Ergebnis ist, dass die vielen (Bürger) für destruktive Praktiken der wenigen bezahlen.
- Hier klicken, um ein Video zu sehen, das Überfischung einfach und mit ausgezeichneten graphischen Mittel erklärt.
Einige Fakten:
- Mehrere wichtige Fischereien sind schon spektakulär als Folge von Überfischung zusammengebrochen: unter ihnen die einst berühmte reiche Kabeljau-Fischerei vor der Küste Neufundlands in Kanada, die im Jahr 1993 zusammengebrochen ist und sich seitdem nicht erholt hat. Das Elend, das durch den Kollaps der Sardinenfischerei in Monterrey, Kalifornien, ausgelöst wurde, kam dank des 1945 veröffentlichten Romans "Straße der Ölsardinen" von John Steinbeck zu trauriger Berühmtheit.
- 80% der weltweiten Fischerei sind komplett ausgebeutet oder überfischt. Die Welternährungsorganisation der Vereinten Nationen, FAO, stellt fest, dass nur 20% noch nicht voll ausgeschöpft sind und dass keine großen neuen Fischereien neu erschlossen werden können. 90% der Biomasse der großen Fische (zB Thunfisch, Marlin, Haie, Kabeljau und Heilbutt) sind bereits verschwunden.
- Im Nordatlantik (zwischen Europa und Nordamerika) ist der Bestand großer Fische zwischen 1950 und 2000 um zwei Drittel, und im letzten Jahrhundert um einen Faktor von neun geschrumpft1.
- Wenn sich die derzeitigen Trends der Resourcenausbeutung fortsetzen, werden die heute bekannten Fischereien und die Arten, die die heutigen Fänge ausmachen, um ca. 2050 verschwunden sein2. Sehen Sie auch dieses weitere Video auf YouTube über die Überfischung.
- Die Industrieländer, die die Produktivität der marinen Ökosysteme zu Hause stark durch Überfischung reduziert haben, reduzieren die Überkapazität ihrer Flotten durch "Ausfuhr" und fischen jetzt weiter im Süden und in größeren Tiefen in den Ozeanen.
- Je geringer die Fähigkeiten von Regierungen sind, Gesetze zu erlassen und deren Einhaltung in ihren Gewässern zu überwachen, desto mehr unkluge und auch illegalen Fischerei wird angezogen. Westafrika ist eine der Regionen, in denen sich die Überfischung der FAO zufolge noch verschärft.
- Überfischung führt zur Verringerung der produktiven Basis der marinen Ökosysteme. Es ist ein Prozess, der schon eine lange Zeit im Gang ist, sich aber mit dem Wachstum der menschlichen Bevölkerung, der Motorisierung der Flotten und dem massiven Einsatz von anderen Technologien noch beschleunigt hat. Deshalb sind global die Fänge von Wildbeständen seit den späten 1980er Jahren rückläufig. Marine Ökologen glauben, dass Überfischung für sich genommen die wichtigste Katastrophe für die marinen Ökosysteme rund um den Globus ist.
- Im Jahr 1970 wurden rund 600.000 Fischereifahrzeuge mit Deck (meist mit einem Innenbordmotor) registriert. Im Jahr 1980 war ihre Zahl auf 800.000 gewachsen und 1990 bis auf 1.200.000 angestiegen. Offene Fischereifahrzeuge ohne Deck, mit oder ohne Motor zeigen eine ähnliche Tendenz.
- Zwischen 1980 und 1995 wurde die chinesische Flotte massiv ausgebaut und wird jetzt auf rund ein Drittel des globalen Fangkapazität geschätzt.
- Im Jahr 2006 schätzte die FAO rund 2,1 Mio. Fischereifahrzeuge, fast 70% davon in Asien. Fast 90% der motorisierten Boote sind kürzer als 12 m Länge über alles (LOA).
- In Ozeanien, im Pazifik, Europa und Nordamerika haben Fischereifahrzeuge tendentiell mehr als 100 Bruttoregistertonnen (BRT) und sind im Durchschnitt 24 m lang.
- Es wurden 23.000 dieser großen Schiffe mit einer Gesamtkapazität von 9,9 Mio. BRT und 740 Transportschiffe mit einer Gesamtkapazität von ca. 1 Mio. BRT geschätzt.
- Die Gesamttonnage der Schiffe ist zwischen 1995 und 2006 fast stabil geblieben, aber neue Transportschiffe zum Ersatz alter schrumpften in der Größe.
- Bereits 1990 forderte die FAO, dass die Fischereiflotten der Welt um ein Drittel ihrer Kapazität verringert werden sollten, um weitere Überfischung der Ressourcen und unwirtschaftliche Investitionen zu vermeiden.
-
In Wirklichkeit hat sich nicht nur die Tonnage der weltweiten Flotte in den letzten Jahrzehnten massiv erhöht, sondern die technologische Innovationen, wie Echolot, Radar, Satellitennavigation, Hochleistungsfanggeräte und insbesondere die Ausweitung der Schleppnetzfischerei ermöglichen den Fischfang in Gebieten, die früher unzugänglich waren und als natürliche Schutzgebiete für das marine Leben dienten.
-
Deshalb hat die zerstörerische und verschwenderische Grundschleppnetzfischerei keine Zukunft. Vielmehr sollten wir uns das Ziel der Wiederneu-Entwicklung gut geführter kleinen Küstenfischereien setzen, die selektiv sind und im Einklang mit Natur und Gesellschaft operieren.
Hören Sie das Interview mit Rainer Froese auf der Deutschen Welle (in Englisch) über, wie wir aus der Überfischung herauskommen können, der natürlichen Reichtum der Meeresökosysteme wiederherstellen und zudem noch erheblich mehr Fisch produzieren können - und das nachhaltig.
1Christensen, V. et al., 2003. Hundred-year decline of North Atlantic predatory fish. Fish and Fisheries, 4:1-24.
2 Worm, B. et al., 2006. Impact of biodiversity loss on ocean ecosystem services. Science, 314(5800):787-790.
Eine umfassendere Definition der biologischen Überfischung ist hier: Pauly, D. 1979. Biological overfishing in tropical stocks. ICLARM Newsletter 2(3): 3-4.
Die aktualisierten Rekonstruktionen der Extraktion der Meeresfischerei in den einzelnen Ländern und den wichtigsten Territorien oder Inseln im Vergleich im Vergleich zu offiziellen Aufzeichnungen sind vom Sea Around Us Projekt zusammengestellt.