Delphi Breger wurde als Schauspielerin besonders durch den Film “Scherbengericht” (2013) bekannt. Seit 2014 ist sie Programmleiterin des Green Me Filmfestivals für Nachhaltigkeit in Berlin. Nachhaltiges Leben ist ihr ein großes, auch persönliches, Anliegen. Mundus maris fragte Delphi Breger kurz nach dem Festival, wie das Programm zustande kam und was sie hoffte, damit erreichen zu können.
MM: Was hat Dich bewogen, als diesjähriges Thema des nunmehr 9. Green Me Filmfestivals “Ozean, Leben, Wasser” vorzugeben?
DB: Nun, die Themen werden mit Bernward Geier und Nic Niemann und mir zusammen gesucht und gefunden. Wir wollten eigentlich ein Thema, das einfach Spaß macht und dachten uns: Wasser, da gibt es viele schöne Filme drüber. Was sich dann erst herauskristallisiert hat, dass Wasser natürlich noch viel mehr beinhaltet als Surffilme und schöne Fische. Eine Flucht über das Mittelmeer spielt sich auch im Wasser ab, es ist somit auch ein Fluchtweg, nicht nur Meer. Wir haben dann unterschieden zwischen 'Ocean', also die Meere und das Salzwasser, 'Life', also alles was an Leben in und um den Ozean stattfindet, und 'Water', also Süßwasser. Das Wasser, das Du trinkst, der Regen und die Überflutung durch den Regen, oder eben die Dürre, durch den ausbleibenden Regen. Kurz gesagt.
MM: Wie hast Du die “grünen” Filme ausgewählt? Spielt Nachhaltigkeit in der Produktion auch eine Rolle?
DB: Natürlich spielt auch Nachhaltigkeit in der Produktion eine große Rolle. Wenn Du Dir Filme ansiehst wie 'North of the Sun', siehst Du, dass die Jungs, die im Polarmeer surfen, sich ihre ganze kleine Welt dort am Strand selbst gebaut haben, aus angespültem Müll aus dem Meer. Sie haben nur abgelaufene Lebensmittel gegessen und haben das Treibgut gesammelt und am Ende des Experimentes abtransportieren lassen. Sie leben also den Nachhaltigen Lebenstil. Da man sogar als Laie mit einer Kamera losziehen kann, da die Qualität der Bilder inzwischen sogar vom Handy gefilmt so gut ist, sind die Produktionsbedingungen auch nicht mehr, wie Filme bis vor kurzem noch entstanden sind. Ich denke, Menschen, die Filme drehen, die sich um den Umweltschutz drehen, haben auch in den Drehbedingungen einen besonderen Fokus auf Nachhaltigkeit.
MM: Wer war in der Jury?
DB: Wir hatten 7 Jurys. Die bekanntesten Gesichter waren wohl: Sarah Wiener, Louie Psihoyos, Mateo, Nina Eichinger, Renate Künast, Valentin Thurn u.v.a.
MM: Welche Kategorien wurden unterschieden?
DB: Es gab die Grandjury, diese hat entschieden über den Grand Prix und das waren die Kategorien: Spielfilm und Dokumentarfilm.
Dann gab es noch die Ocean Jury mit Korina Gutsche als Chair und u.a. mit Louie Psihoyos dem Oscar gekrönten Filmemacher.
Die Mitglieder der Life Jury mit dem Jury Chair Renate Künast haben den besten Life Film gekürt. Dann gab's noch die Water Jury.
Die Food Jury war u.a. mit Steffen Reese, dem Geschäftsführer von Naturland als Jurychair besetzt, die Youth Jury u.a. mit Mateo.
Die Kids Jury hat den besten Kinderfilm gekürt hat, u.a. mit Nicola Tanascovic aus dem Nachhaltigkeitsrat von REWE und natürlich zwei Kindern.
MM: Es gab auch eine besondere Rubrik für Kinder... warum?
DB: Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmerrmehr. Kinder sind die lernfähigsten und interessiertesten Wesen. Wenn die was verstehen, dann merken sie es sich auch, besonders durch emotionale Erlebnisse, die ich Ihnen im Kino bescheren will. Ohne den erhobenen Zeigefinger. Das klappt sehr gut. Die kommen jedes Jahr gerne und eröffnen auch immer als erstes den grünen Teppich.
MM: Es gab ja auch einen Green Me Kongress. Was waren dort die highlights?
DB: Da möchte ich niemanden über jemand anderen stellen. Alles war interessant und uns war es eine große Ehre, dass Menschen aus ganz Deutschland und aus den USA angereist sind, um bei uns ihre Filme zu präsentieren und im Kongressteil zu sprechen. Ein paar Namen: Fabian Ritter von der Whale and Dolphin Conservation, die auch eine wunderbare Ausstellung über Schweinswale dabei hatten, Dr. Cornelia E. Nauen von Mundus maris, Gesine Meißner, Politikerin und Abgeordnete im Europaparlament, Valentin Thurn, Filmemacher von 'Wie werden wir alle satt?', Renate Künast, Politikerin und ex-Ministerin, Dena Seidl, Filmemacherin aus USA, Monika Griefahn, Direktorin für Umwelt und Gesellschaft von Aida und Mitgründerin von Greenpeace, Frank Schweikert von der Deutschen Meeresstiftung u.v.m.
MM: Können Filme und Rundtischgespräche nachhaltiges Leben bewirken?
DB: Sie können zumindest sensibilisieren. Wer versteht, der handelt auch. Ich denke, dass man sich bei uns auf dem Festival auch anders traut ins Gespräch zu gehen, mit Experten und Filmemachern. Die Atmosphäre ist intim und wenig hierarchisch oder förmlich. Ein Panel über Flüchtende habe ich moderiert und habe den Leuten gesagt: “Nun könnt ihr eure Vorurteile loswerden und alle Fragen stellen, die ihr euch sonst nicht zu stellen getraut.” Und das hat geklappt.
MM: Hast Du Rückmeldung vom Publikum? Haben sich Deine Erwartungen erfüllt?
DB: Es gibt immer solche und solche. Manchen kannst Du es nicht recht machen, aber viele haben mich für das Programm gelobt. Das hat mich sehr gefreut.
MM: Was war für Dich der schwierigste und welcher war der schönste Moment des diesjährigen Festivals?
DB: Das Schwierigste war der Zeitdruck davor und die technischen Probleme währenddessen. Das Schönste war, wenn Leute auf mich zukamen und mir gesagt haben, dass sie die Filme lieben und sich wohl fühlen bei uns auf dem Festival.
MM: Wie kann man die Nachhaltigkeitsbotschaft noch weiter tragen? Gibt es da schon Pläne?
DB: Wir reisen diesen Frühling noch nach Lagos/Nigeria und nach Teheran/Iran. Das sind nicht die Orte, an denen man uns vermuten würde und das macht uns Spaß. Wir werden unsere Message weitertragen und Leuten mit schönen Filmen einen Alternativen Lebensstil zeigen.
MM: Wirst Du das zukunftsweisende Thema des 9. Festivals noch weiter ausbauen oder gibt es andere Schwerpunkte für das Jubiläumsjahr?
DB: Das verrate ich euch noch nicht. Kommt einfach alle vorbei, wenn es heißt: Das Green Me Global Festival for Sustainability rollt seinen grünen Teppich zum 10. mal aus!
MM: Was ist Dein größter Wunsch für den Ozean?
DB: Dass man ihn in Ruhe lässt.
MM: Delphi, vielen Dank für das Gespräch.
DB: Tausend Dank für Euer Interesse und den wunderbaren Artikel, den ihr schon über uns veröffentlicht habt.